Löw(en)grube – Frohes Fest

In der Löw(en)grube wirft Ihnen Elke Löw dubiose Studien, Marketing-Peinlichkeiten und fragwürdige Trends zum Fraß vor. Heute: die Flut der Weihnachtsstudien.

Weihnachten 2014 in Deutschland: Männer tragen den Christbaum (54 Prozent), Frauen die Verantwortung – für die Geschenke an Familie und Freunde (85 Prozent). 189 Kilometer legen wir zurück, um unsere Liebsten zu besuchen. Und 124 Mal streiten Paare in der Vorweihnachtszeit (gilt aber nur in Großbritannien).

Buntes Treiben geht unter die Haut

Jeder achte Deutsche hat ein Tattoo. Unter Bundesliga-Fußballern oder Popsternchen steigt das Bedürfnis nach dauerhafter Körperkunst epidemisch an, wie jeder Fernsehzuschauer weiß. Die Wahrscheinlichkeit einer Tätowierung hänge aber auch von Alter, Herkunft und Geschlecht ab, weiß eine Allensbach-Studie. Fast jede dritte junge Frau und jeder fünfte junge Mann in Deutschland ist tätowiert. Und obwohl die Mauer seit 25 Jahren weg ist: Was die bunten Bilder auf der Haut angeht, gibt es ein gewaltiges Gefälle zwischen den alten und den nicht mehr ganz so neuen Bundesländern.

Generation „Ja, aber“

…so beschreibt die Studie „Standort Zukunft“, die der Energiekonzern RWE und TNS Emnid erstellt haben, Menschen um die 30 – also 7,9 Millionen Deutsche zwischen 27 und 34 Jahren. Doch warum „Generation Ja, aber“? Diese Altersgruppe will Sinnstiftung statt Reichtum – ABER trotzdem gut verdienen. Sie will ökologisch leben, ABER deswegen nicht wirklich auf etwas verzichten, und: Sie will die große Freiheit genießen, entscheidet sich ABER dennoch für den sicheren Arbeitsplatz.

Ich bin dann mal weg – bei Facebook

Mitte letzten Jahres berichteten wir über ein kleines zartes „Trendchen“ – mittlerweile hat es sich zum ausgewachsenen Trend gemausert: Man kann als junger Mensch wieder ohne soziale Netzwerke wie Facebook existieren! Das haben inzwischen mehr als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen festgestellt. Während 2012 noch 87 Prozent der zwölf – bis 19-jährigen Internet-Nutzer „zumindest selten“ soziale Netzwerke besuchten, sank der Anteil der wenigstens gelegentlich Aktiven auf aktuell 73 Prozent. Auch bei den regelmäßigen Nutzern gab es massive Einbrüche, so die JIM-Studie 2014 des Medienpädagogischen Forschungsdienstes Südwest (Stuttgart).

Löw(en)grube – Fahrende Selbstfotografierer

In der Löw(en)grube wirft Ihnen Elke Löw dubiose Studien, Marketing-Peinlichkeiten und fragwürdige Trends zum Fraße vor.

92 Prozent der 18- bis 24-Jährigen  – also praktisch alle – haben schon Selfies mit ihrem Smartphone gemacht. Die digitalen Selbstbildnisse beschäftigen jetzt sogar die Autohersteller. Ford hat seinen Slogan „Ford. Die tun was.“ zwar vor mehr als zehn Jahren ausgemustert – tut aber immer noch was: nämlich eine Studie in Auftrag geben. Der zufolge haben 28 Prozent der jungen deutschen Autofahrer schon Selfies gemacht – während der Fahrt.

Schöne Bescherung!

Der beliebten Geschenkpapierschlacht am Heiligen Abend steht auch in diesem Jahr nichts im Wege: Während einige kleinere Studien in den letzte Monaten unkten, die Deutschen würden in diesem Jahr deutlich weniger für Weihnachtsgeschenke ausgeben als früher, sind sich die Konsum-Klimaforscher der GfK sicher: Pünktlich zur Vorweihnachtszeit steigt die Kauflust der Deutschen wieder! Gerade die Jüngeren zeigen sich in Spendierlaune; im Schnitt wollen die 14- bis 24-Jährigen 135 Euro in Weihnachtsgeschenke investieren und damit 13 Euro mehr als im Vorjahr.

Löw(en)grube

In der Löw(en)grube werfen wir Ihnen künftig dubiose Studien, Marketing-Peinlichkeiten oder die neuesten Buzzwords zum Fraß vor.

Wir starten mit einem herzlichen Dankeschön an die KESSLER! Kommunikationsberatung, Wiesbaden. Deren Pressemitteilung „Neue Studie belegt: Attraktivität von Glücksspielen wird oft überschätzt“ hat uns so froh gestimmt, dass wir sogar darauf verzichten, über Großbuchstaben und Ausrufezeichen im Agenturnamen zu lästern. Denn die überzeugend formulierte gute Nachricht von KESSLER! lautet: „60 Prozent der Jugendlichen (von 14 bis 18 Jahren) und 34 Prozent der jungen Erwachsenen (über 18 bis 30 Jahre) haben in den letzten zwölf Monaten überhaupt keine Glücksspiele um Geld gespielt“. Das liest sich doch gut – so gut, dass die Pressemitteilung von unzähligen Medien brav abgeschrieben wurde. Dumm nur, wenn man die Zahlen umdreht…

Höre und staune

Im Radio spielt nicht nur die Musik fürs Herz, sondern da gibt´s auch noch Futter fürs Hirn – nämlich Information: 27 Prozent der jungen Erwachsenen beziehen ihre Nachrichten vorzugsweise aus dem Radio. Damit ist Hörfunk die wichtigste News-Quelle der 18- bis 35-Jährigen – deutlich vor Fernsehen (19 Prozent) und Nachrichten-Websites (18 Prozent). Schwer aufgeholt haben laut einer Studie der Zeitschrift Neon die Nachrichten-Apps: Die nutzte 2012 gerade mal ein Prozent aller Befragten, heute sind es bereits 16 Prozent. Auch für den Musikgenuss ist laut Neon-Studie in erster Linie Radio zuständig.

Einfach Stressiger

Zwei Drittel der 18- bis 30-Jährigen in Deutschland fühlen sich von der sich immer schneller drehenden digitalen Welt gestresst, so eine YouGov-Studie für Vodafone. Und das, obwohl digitale Technologien ihrer Meinung nach das tägliche Leben und die Arbeitsprozesse bequemer (jeweils 84  Prozent) und das Studium einfacher machen (74 Prozent).  Klingt nach Widerspruch, ist aber keiner.

Keine Altersbeschränkung

Bei Komik klingelt die Kinokasse, wie ein Blick auf die Filmhits der unter 30-Jährigen zeigt: Im ersten Halbjahr 2014 waren mehr als drei Viertel der Zuschauer der US-Komödie „Bad Neighbors“ und 60 Prozent der „Die Schadenfreundinnen“-Gucker zwischen 10 und 29 Jahre alt, so aktuelle Zahlen der Filmförderungsanstalt FFA. Kino insgesamt gilt zwar immer noch als junges Medium, kommt jedoch langsam aber sicher in die Jahre. Der durchschnittliche Kinogänger ist mittlerweile reife 36,5 Jahre alt. Aber vor allem die Zielgruppe, die bei manchen Filmen an der Kasse noch nach dem Ausweis gefragt werden dürfte (10 bis 19 Jahre), macht sich rarer.