Löw(en)grube

In der Löw(en)grube werfen wir Ihnen künftig dubiose Studien, Marketing-Peinlichkeiten oder die neuesten Buzzwords zum Fraß vor.

Wir starten mit einem herzlichen Dankeschön an die KESSLER! Kommunikationsberatung, Wiesbaden. Deren Pressemitteilung „Neue Studie belegt: Attraktivität von Glücksspielen wird oft überschätzt“ hat uns so froh gestimmt, dass wir sogar darauf verzichten, über Großbuchstaben und Ausrufezeichen im Agenturnamen zu lästern. Denn die überzeugend formulierte gute Nachricht von KESSLER! lautet: „60 Prozent der Jugendlichen (von 14 bis 18 Jahren) und 34 Prozent der jungen Erwachsenen (über 18 bis 30 Jahre) haben in den letzten zwölf Monaten überhaupt keine Glücksspiele um Geld gespielt“. Das liest sich doch gut – so gut, dass die Pressemitteilung von unzähligen Medien brav abgeschrieben wurde. Dumm nur, wenn man die Zahlen umdreht…
…dann heißt es nämlich: 40 Prozent der Jugendlichen (die das bekanntlich nicht dürfen) HABEN! im letzten Jahr um Geld gespielt (sorry, irgendwie sind Großbuchstaben und Ausrufezeichen ansteckend). Und wenn sie es im Alter von 18 dann offiziell (zugeben) dürfen, zocken zwei Drittel der jungen Erwachsenen. So viel zum Thema „Attraktivität von Glücksspielen wird oft überschätzt“. Die Pressemitteilung wirbt übrigens für ein neues Buch zweier Professoren mit dem Titel „Freizeit- und Glücksspielverhalten Jugendlicher und junger Erwachsener“.
Angeblich war es Winston Churchill, der gesagt hat, „Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“. Soweit wollen wir nicht gehen: Wir glauben nur keiner Pressemitteilung mehr, die wir nicht selbst geschrieben haben.
P.S.: Die Studie basiert auf 6784 Online-Interviews, die die smartcon GmbH im Rahmen eines Forschungsauftrags für die Löwenentertainment GmbH geführt hat. Die Löwen-Gruppe wiederum ist laut eigenen Angaben „Deutschlands führender Hersteller und Betreiber von Geldgewinnspiel-Geräten“. Der Anteil der problematischen oder pathologischen jungen Spieler – auf das böse Wort „Spielsucht“ verzichtet die Pressemitteilung natürlich – liegt laut den Ergebnissen der Studie denn auch nur bei nur 2,3  Prozent.