Elke Löw

An die Töpfe, fertig, los

Der Untergang des Abendlandes fällt vorerst aus – jedenfalls was die Esskultur angeht: Fast die Hälfte der 18- bis 35-Jährigen behauptet nämlich von sich, sehr gut kochen zu können, weitere 39 Prozent kochen nach eigener Aussage immerhin mittelmäßig. Macht fast 90 Prozent, die nicht davor zurückschrecken, sich an den Herd zu stellen. Von einer Generation Fastfood/Fertiggericht kann also keine Rede sein.

Autoliebe rostet (doch) nicht

Gute Nachrichten für die Automobilhersteller. Dem Trend zum Carsharing zum Trotz steht bei 94 Prozent der 18- bis 24-Jährigen das eigene Auto weiterhin hoch im Kurs. Nur sechs Prozent betrachten es als nicht mehr zeitgemäß. Wer kein eigenes Auto fährt, hat sich überwiegend aus wirtschaftlichen Erwägungen dagegen entschieden. Nur für 14 Prozent der Nicht-Automobilisten spielt der Schutz der Umwelt eine Rolle. Und wohin steuert die automobile Jugend sonst?

Upcycling statt Recycling

Upcycling – also aus alten Dingen Neues, Höherwertiges zu schaffen – liegt im Trend. Anleitungen, wie sich aus ausgedienten Holzpaletten Möbel bauen lassen, gibt es im Netz palettenweise. Wie alte Tassen und Schüsseln zu Lampen mutieren, wird auf YouTube x-fach dokumentiert. Skier werden zu Garderobenständern, Bücher zu Regalen, Plastikrohre zu Sesseln und Billardkugeln zu Teelichthaltern. Dumm nur, dass der Begriff „Upcycling“ lange nicht so bekannt ist wie der Hype, der darum gemacht wird.

Strömendes Vergnügen

Gute Nachrichten für die Volkshochschulen. Das Kürzel VHS gehört ihnen wieder ganz allein. Laut Googles Suchergebnissen jedenfalls scheint schon fast in Vergessenheit geraten zu sein, dass VHS einst auch für Video Home System und damit für die klobigen schwarzen Plastikboxen stand, in denen Magnetbänder die Aufzeichnung und Wiedergabe bewegter Bilder besorgten. Vorbei auch die Zeiten, in denen Online-Videos noch ruckelten oder zuerst mühevoll und stundenlang heruntergeladen werden mussten. Heute wird gestreamt, was das Zeug hält – vor allem, aber nicht nur in jungen Zielgruppen.

Wenn der Postmann drei Mal klingelt…

…um für Nachbarn Pakete von Zalando, Amazon & Co abzugeben, dann spürt man: Der Online-Handel boomt. Von 2012 auf 2013 stiegen die Umsätze des Internet-Versandhandels in Deutschland um rund 23 Prozent auf 48,3 Milliarden Euro. Und ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Denn vor allem junge Zielgruppen kaufen immer lieber online: 18- bis 29-Jährige präferieren aktuell bei 43,1 Prozent ihrer Einkäufe den Online- und Versandhandel – ein Wachstum von sieben Prozentpunkten gegenüber 2013. Die 30- bis 39-Jährigen ziehen in 44,3 Prozent aller Einkaufsfälle den Online-Shop dem Gang in einen Real-Life-Laden vor.

Karriere – was ist das eigentlich?

Was macht eine Führungskraft aus? Klare Antwort von Studenten: Ehrlichkeit/Authentizität (73 Prozent), Kommunikationsfähigkeit (70) und Verantwortungsbewusstsein (54). Dumm nur, dass die werdenden Akademiker ihre eigenen Qualitäten nicht besonders hoch einschätzen, was eben diese Top-Kriterien betrifft: Nur 48 Prozent halten sich selbst für ehrlich/authentisch, nur 41 Prozent attestieren sich die geforderte Kommunikationsfähigkeit. Stehen die Studenten schon vor dem Karriere-Aus, bevor sie sich überhaupt auf den Weg nach oben gemacht haben?

Der Fernseher guckt in die Röhre

Für fast zwei Drittel der Bundesbürger (65,4 Prozent) ist das Fernsehgerät die erste Wahl, wenn es um den Konsum von TV- und Videoinhalten geht. Klingt mehrheitsfähig – und ist es auch. Unter Älteren. Von den 14- bis 19-Jährigen nennen dagegen nur noch 37 Prozent den Fernseher als wichtigstes Endgerät für multimediale Inhalte, gefolgt vom Laptop mit 26 Prozent. In die Röhre, die schon längst keine mehr ist, gucken Jugendliche also viel weniger als die Generationen vor ihnen.

Immatrikuationshintergrund

Über die Lexika der Jugendsprache haben wir an dieser Stelle schon genug gelästert. Nützt aber alles nichts, das Thema verfolgt uns weiterhin hartnäckig. Denn Langenscheidt sucht wieder mal das „Jugendwort des Jahres“ und pünktlich zur Buchmesse wird das unvermeidliche Lexikon „100 Prozent Jugendsprache 2015“ erscheinen. Das komplette Ranking der sogenannten Jugendsprache ersparen wir uns an dieser Stelle mangels Relevanz. Drei Begriffe möchten wir aber immerhin für ihre Kreativität loben: Immatrikulationshintergrund (wenn einer studiert, weil er nichts anderes kann), Fußpils (Bier to go) und tebartzen (sich etwas Teures leisten).

Abgetaucht in Digitalien

Die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen ist nach Meinung ihrer Eltern zu viel im Netz unterwegs. Das zeigt die Studie mit dem schönen Titel: „Jugend 3.0 – abgetaucht nach Digitalien“ der Techniker Krankenkasse. Warum sich eine Krankenkasse für Jugendliche auf dem Trip nach „Digitalien“ interessiert? Vorsorge. Und Sorge um ihre eigenen Kosten. Denn nur knapp ein Drittel der Jungs und jedes fünfte Mädchen zwischen 12 und 17 kommt nicht auf die empfohlene Bewegungsdosis von einer Stunde pro Tag. Viele sitzen ihre Freizeit aus – vorm Computer, dem Fernseher oder dem Smartphone-Bildschirm. Die Folge: Sie sind kränker, dicker und müder als ihre aktiveren Altersgenossen.

Die „Extremsurfer“ – immerhin 13 Prozent der Jugendlichen – leiden zweieinhalb Mal öfter unter Konzentrationsstörungen als der Durchschnitt, fast doppelt so oft fühlen sie sich schlapp und müde, haben Kopfschmerzen oder Übergewicht. „Rücken“ hat inzwischen zwar jeder zehnte Jugendliche – von den Intensiv-Onlinern ist aber schon jeder Fünfte betroffen. Der mütterliche Stoßseufzer „Es macht MICH krank, dass du so viel vorm Computer hockst“ sollte also dringend umgetextet werden in: „Es macht DICH krank, wenn du zu viel vor dem Computer hockst“. Helfen wird die korrektere Formulierung allerdings nicht. Das schafft laut Techniker Krankenkasse nur die technische Reißleine, die ein Drittel der Eltern bereits gezogen hat. Mit Erfolg. Jugendliche, die bestimmte Internetseiten nicht aufrufen können, bewegen sich deutlich mehr.