Nachhaltigkeit

51 Prozent haben E-Scooter ausprobiert

Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Menschen in Deutschland sind schon einmal mit einem E-Scooter gefahren. Kleine, aber verständliche Schizophrenie am Rande: 70 Prozent der 16- bis 29-Jährigen ärgern sich über Tretroller, bei denen man nicht treten muss, weil sie häufig Rad- oder Fußwege verstopfen. Dennoch wünschen sich 69 Prozent der jungen Zielgruppe eine Förderung der E-Scooter durch die Politik (vor allem außerhalb der großen Städte).

Öko? Logisch?

Wie in allen anderen Altersgruppen, ist auch bei den 14- bis 29-Jährigen das ökologische Bewusstsein stärker ausgeprägt als entsprechende Verhalten. Klimaschutz endet oft an der eigenen Komfortzone.  Die Studie „Jugend in Deutschland – Winter 2021/22“ zeigt, dass die Jugend in Deutschland nicht so „grün“ ist, wie sie manchmal unter dem Eindruck von aktiven Umweltbewegungen wahrgenommen wird. Der Anteil der Befragten, die bereit sind, dauerhaft auf ein eigenes Auto oder auf Flugreisen zu verzichten, ist mit 19, respektive 27 Prozent, noch gering.

Gebrauchte Geschenke zu Weihnachten

Fast die Hälfte der 18- bis 29- Jährigen in Deutschland würden auch gebrauchte Artikel oder B-Ware zum Fest verschenken. Nachhaltigkeit wird – weit vor dem Preis! – als wichtigster Grund genannt, um auch bei Weihnachtsgeschenken auf Gebrauchtes zurückzugreifen, so eine Umfrage im Auftrag von eBay Deutschland. Ältere sind weit weniger aufgeschlossen gegenüber Gebraucht-Geschenken.

Je jünger, desto nachhaltiger der Konsum

Drei Viertel der deutschen Verbraucher achten beim Einkaufen auf die Nachhaltigkeit der Produkte – sagen sie jedenfalls. Knapp die Hälfte der Konsumenten gibt dafür nach eigenen Angaben in der Pandemiezeit mehr Geld aus als früher. Je jünger die Zielgruppe, desto wichtiger und selbstverständlicher wird nachhaltiger Konsum, so eine neue McKinsey-Studie. 

Weniger Fleisch, mehr Saisonprodukte

Inzwischen kommt bei jedem zweiten 14- bis 34-Jährigen weniger Fleisch auf den Teller. 66 Prozent kaufen Obst und Gemüse saisonal. 58 Prozent vermeiden, Lebensmittel wegzuwerfen. Mit einer möglichst nachhaltigen Ernährung verfolgen Jugendliche und junge Erwachsene mehrere Ziele: Neun von zehn geben an, sich dadurch gesünder zu fühlen, 81 Prozent möchten einen Beitrag zur Umwelt leisten und 78 Prozent achten aufs Tierwohl.

Ernährung auf den Stundenplan

Weltweit konsumieren 2,8 Milliarden Menschen jährlich Knorr-Produkte. Jetzt will das Unternehmen Schule machen. Mit der Petition Ernährung soll auf den Lehrplan geht es Knorr natürlich nicht darum, Kindern und Jugendlichen das Kochen ohne Convenience (und all die kleinen Knorr-Helferlein aus dem Saucen- und Suppen-Regal) beizubringen. Wäre auch ein ketzerischer Gedanke. Es geht der Unilever-Tochter m das höhere Ziel, „Schülerinnen und Schülern bundesweit fächerübergreifend Wissen und konkrete Handlungskompetenzen in Bezug auf Ernährung, die nicht nur gut für die Menschen, sondern auch für den Planeten ist, zu vermitteln.“ Jugendliche für gesundes Essen zu begeistern, soll das Knorr´sche YouTube-Format „Moarr by Knorr“ übernehmen.

Dämpfer für den jugendlichen Optimismus

Von wegen Party: 52 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen halten die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie für angemessen. 83 Prozent halten sie auch ein. Dies ist ein Ergebnis der heute veröffentlichten Jugendstudie 2020 der TUI Stiftung. Demnach ist noch eine deutliche Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (62 Prozent) optimistisch, was ihre persönliche Situation angeht. Allerdings ist der Anteil derjenigen, die eine rosige Zukunft für sich sehen, innerhalb eines Jahres um 7 Prozentpunkte gesunken.

Die Jugend fühlt sich nicht ernst genommen

Jugendliche sind ernsthafter und besorgter als die Generation vor ihnen. Das betrifft den Umgang mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie und mehr noch die Bedrohung durch die globale Klimakrise. Der Optimismus der Jugendlichen ist gedämpft – je niedriger der Bildungsgrad, desto ausgeprägter der Pessimismus. Dies sind Ergebnisse der Sinus-Jugendstudie 2020 „Wie ticken Jugendliche?“.

Jugend 2020: bodenständiger und besorgter

Die junge Generation ist ernster geworden. Feiern, Fun und Action haben an Bedeutung verloren. Das Thema Klimawandel ist für viele Jugendliche die entscheidende Frage, wenn es um das Thema Generationengerechtigkeit geht. Die Berufswünsche sind tendenziell bodenständig und vom Wunsch nach Freude an der Arbeit, nach Selbstverwirklichung und einer guten Work-Life-Balance geprägt.

„Langfristige Planung weicht kurzfristigem Pragmatismus“

Interview mit dem Allgäuer Jugendforscher Simon Schnetzer über die Frage, wie die junge Zielgruppe mit der Corona-Krise umgeht, und welche Implikationen dies künftig haben wird – nicht nur für die Jugendlichen selbst, sondern auch für Unternehmen, die sie als Mitarbeiter gewinnen möchten. Foto: ©piomars

Sind die Jugendlichen aus Ihrer Sicht in der Corona-Krise pessimistischer oder ängstlicher geworden, was ihre Zukunft angeht, oder gehen sie mit den aktuellen Herausforderungen eher pragmatisch um?
Simon Schnetzer Das hängt vom Zeitpunkt ab, zu dem man Jugendliche dazu befragt. Anfangs war die Verunsicherung groß. Es war aber auch die Hoffnung hoch, dass es bald wieder zurück in die gewohnte Normalität geht. Im Laufe der Monate hat sich einiges verändert: Eltern haben den Job verloren, Urlaube mussten abgesagt werden, viele haben ihren Nebenjob verloren und es mehren sich die Zeichen, dass es kein Zurück zur alten Normalität gibt. Die Perspektive einer langfristigen Planung weicht einem kurzfristigen Pragmatismus: Was ist das Beste, was ich spontan aus der Situation machen kann. Pragmatisch zu sein bedeutet für viele, wieder bei den Eltern einzuziehen, um Geld zu sparen, und weiter in Bildung zu investieren, weil der Berufseinstieg gerade extrem schwierig ist.

Medien nehmen die junge Zielgruppe im Moment vor allem als Schüler im Homeschooling oder Studenten im digitalen Studium wahr. Dabei hat sich das private Leben der Jugendlichen stärker verändert als das der meisten Erwachsenen. Worin sehen Jugendliche für sich persönlich die größten Veränderungen und was vermissen sie am meisten?
Simon Schnetzer Die zwei größten Veränderung für Jugendliche sind, dass ihnen durch die Pandemie das Gefühl der Planungssicherheit geraubt wurde und das Bewusstsein, wie wichtig das Real Life-Miteinander ist, um sich wohl zu fühlen. Im Gegensatz zu Erwachsenen haben Jugendliche viel mehr Entscheidungen noch vor sich: über Schule, Ausbildung, Beruf, Partnerschaft, Familie oder Wohnort. Die Krisenerfahrung wird auch verändern, welche Berufsbilder als systemrelevant und sicher wahrgenommen werden. Junge Menschen vermissen am meisten, dass sie ihr Leben so unbeschwert und normal leben dürfen, wie die Generationen vor ihnen. Dabei geht es nicht nur ums Feiern oder Reisen! Es geht insbesondere auch um das Lernen und Arbeiten, was sich zum Beispiel als Erstsemester im Online-Studium vom Kinderzimmer aus – ohne Profs und Kommilitoninnen und Kommilitonen je zu treffen, echt komisch und wenig motivierend anfühlt.

Vor Corona war der Klimaschutz das beherrschende Jugend-Thema. Heute fragen Medien wie der österreichische Standard schon, was Greta Thunberg heute eigentlich so mache. Wie stark beschäftigt das Thema Klimaschutz die Jugendlichen aus Ihrer Sicht derzeit?
Simon Schnetzer Ich erfahre in Interviews mit Jugendlichen sehr viel Verständnis dafür, dass jetzt die Themen Wirtschaft und Beschäftigung gerade Vorrang haben. Das deckt sich auch mit der Beobachtung, dass Jugendliche sich generationenübergreifend überwiegend sehr sozial und rücksichtsvoll verhalten. Das Thema Klimaschutz ist derzeit nicht weniger präsent: Doch wenn Eltern in Kurzarbeit sind, das Familieneinkommen knapp wird oder die Lehrstelle nicht angetreten werden kann, dann fällt es Jugendlichen schwer, die Sorge ums Klima an erste Stelle zu setzen. Ich sehe eine Mega-Chance darin, Klimaschutz jetzt über die Corona-Hilfsprogramme und Investitionspakete zum neuen Standard in der Wirtschaft zu machen. Greta Thunberg hört nicht auf zu streiken und fordert mittlerweile nicht mehr "alles Mögliche", sondern "das Unmögliche" zu tun, um die Klimaerwärmung einzudämmen.

Eines Ihrer großen Themen ist die Frage, wie Unternehmen sich als Arbeitgeber profilieren – wie sie die Generation Z für sich begeistern können. Was wird sich hier für die Arbeitgeber verändern und was empfehlen Sie ihnen im Umgang mit der GenZ?
Simon Schnetzer Bisher lautete die Formel für die Generation Z: Spaß, Sinn und Sicherheit. In Zukunft wird die Sicherheit, einen Arbeitsplatz zu haben an die erste Stelle rücken. Spaß, worunter die meisten eine angenehme Arbeitsatmosphäre verstehen, wird erst wieder zentral, wenn die Sicherheitsfrage geklärt ist. Es wird für Arbeitgeber zum Beispiel im Tourismus oder der Event-Industrie schwieriger werden, gute Mitarbeitende für sich zu begeistern, solange die Unsicherheit der Krisenerfahrung in der Luft liegt. Sicherheit ist insofern erstmal kein Begeisterungskriterium, sondern ein K.-o.-Kriterium. Damit müssen Arbeitgeber künftig umgehen, um Vertrauen in das Unternehmen zu schaffen und Perspektiven trotz einer möglichen weiteren Pandemie-Welle. Die neue hybride Arbeitswelt, in der Remote-Working im Homeoffice und die Arbeit im Büro fröhlich koexistieren, bietet coole Möglichkeiten, Mitarbeitende auch überregional zu rekrutieren. Damit wird der soziale Charakter des Arbeitens im Office wichtiger und statt Arbeitsplätzen, werden Präsenz-Büros künftig mehr Gelegenheiten zum Socializen anbieten.

Zur Person
Simon Schnetzer ist 1979 in Kempten im Allgäu geboren. Nach beruflichen Stationen in Berlin, Genf, London und Nairobi hat sich der studierte Volkswirt in seiner Heimat als Jugendforscher, Speaker und Trainer selbständig gemacht. Seit 2010 veröffentlicht er die Studie Junge Deutsche, um die Veränderung der Lebens- und Arbeitswelten zu erforschen und zu gestalten. Außerdem engagiert Simon Schnetzer sich für die Gründerszene im Allgäu und betreibt die preisgekrönte Gründervilla, um Menschen mit Ideen eine Bühne und Machern eine Heimat zu bieten. Die nächste Untersuchung "Junge Deutsche 2021" soll im Herbst starten, wenn sich der der Corona-Wirbel gelegt hat und sich in Schule und Job, im Umgang mit Freunden und Familie, beim Reisen und Feiern ein neues Normal abzeichnet.