Jugendliche und junge Erwachsene fühlen sich in Corona-Zeiten auf ihre Rolle als Schüler (Homeschooling) oder Studierende (digitales Studium) reduziert. Sie haben nicht den Eindruck, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse in der Covid-19-Krise gehört oder gar berücksichtigt werden. Dies sind erste Ergebnisse der JuCo-Studie, einer Online-Befragung des Forschungsverbunds „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“. Nicht repräsentativ, aber spannend …
Dass die Einschränkungen des sozialen Lebens und der Mobilität die junge Zielgruppe besonders hart treffen, ist wenig überraschend. Anhand der JuCo-Befragung lässt sich die Entwicklung der Zufriedenheit jetzt auch in Zahlen fassen.
Mit der Gesamtsituation unzufrieden – vor allem unzufriedener als „vor Corona“, so lässt sich das Meinungsbild der 15- bis 30-Jährigen in Deutschland auf den Punkt bringen. Auf einer Skala von 0 (total unzufrieden) bis 10 (zu 100 % zufrieden) wird die Zeit, wie sie sie aktuell verbringen, im Durchschnitt mit 5,0 bewertet. Mit einem Wert von 7,4 war die Zufriedenheit der jungen Zielgruppe mit ihrem Zeitvertreib vor Corona deutlich größer.
Der Großteil der Jugendlichen fühlt sich zuhause gut aufgehoben
Das Wohlbefinden zu Hause wurde in der JuCo-Studie anhand von fünf Kriterien bewertet. Der Aussage, dass es in ihrem Zuhause aktuell immer jemanden gibt, der sich um sie kümmert, stimmten 70 % der Befragten zu, knapp 13 % der Jugendlichen sehen hier Defizite. Mit einem Mittelwert von 6,6 ist die Zufriedenheit mit der Stimmung zu Hause insgesamt recht hoch. Die Zufriedenheit mit den Kontakten zu Freunden und Freunden hinkt mit einem Mittelwert von 4,9 hinter der Bewertung des häuslichen Umfelds her.
Jugendliche und junge Erwachsene erleben eine paradoxe Situation: Einerseits waren Schulen (wie Universitäten und viele Ausbildungsbetriebe) seit Wochen geschlossen –der vertraute Alltag von einem Tag auf den anderen radikal auf den Kopf gestellt. Andererseits haben viele Jugendliche den Eindruck, dass sie ausschließlich als Schüler oder Studierende wahrgenommen werden: „Jugendliche wollen nicht nur auf die Rolle als Homeschooler reduziert werden“, so Tanja Rusack aus dem Hildesheimer Forschungsteam. Ihr veränderter Lebensalltag und ihre Sorge würden dagegen kaum wahrgenommen. Und Johanna Wilmes, ebenfalls Mitglied des Forschungsverbunds, betont: „Die Jugendlichen sehen nicht, dass sie mit ihren Anliegen Gehör finden, die Beteiligungsformate von jungen Menschen scheinen nicht krisenfest“ zu sein. Viele Jugendlichen teilten den Eindruck, dass Erwachsene über ihre Köpfe hinweg entscheiden, wie sie in der Corona-Krise ihren Alltag zu gestalten hätten.
Zur Studie: JuCo – Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen. Die Befragung wurde vom Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ umgesetzt, einer gemeinsamen Initiative der Universitäten Hildesheim, Frankfurt und Bielefeld. Die Befragung von 5.000 Jugendlichen und junge Erwachsenen zwischen 15 und 30 Jahren sind in die Analysen eingeflossen.
An der Online-Befragung nahmen Jugendliche ab 15 Jahren und junge Erwachsene (bis 30 Jahre) teil. Der Anteil der weiblichen Teilnehmerinnen war mit 67 Prozent überdurchschnittlich hoch. 60 Prozent der Teilnehmer der Befragung waren Schüler und Schülerinnen, 17 Prozent Studierende.
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