Pokémon Go – mehr als ein Pausenfüller

Kein Ende des Hypes in Sicht: 7,7 Millionen Spieler und damit elf Prozent der Gesamtbevölkerung haben im ersten Monat seit dem Start die Spiele-App Pokémon Go heruntergeladen. Fast noch wichtiger: 93 Prozent sind noch dabei und waren in der letzten Woche auf Monsterjagd. Gegen die häufig augeführten Gefahren kann man sich jetzt sogar extra versichern lassen. 

Die Forscher von YouGov haben jetzt Altersstruktur, Markenpräferenzen und Zahlungsbereitschaft der Pokémon Go-Trainer (wie die Spieler genannt werden) untersucht: Zwar sei die Mehrheit von ihnen eher jünger (41 Prozent 18- bis 24 Jahre), die App sei aber „auf keinen Fall auf ein bestimmtes Alter beschränkt“, so YouGov. Mehr als ein Drittel der Nutzer (35 Prozent) wären demnach über 35. Klingt gut, verschleiert aber eine systemimmanente Schwäche der Erhebung: Denn YouGov hat in seinem Panel nur Erwachsene (über 18 Jahre) und schließt damit einen großen Teil der Pokémon Go-Trainer aus (oder kennen Sie einen 16-Jährigen, der die App nicht installiert hat?) .

Beachtet man diesen „Schönheitsfehler“ sind die Ergebnisse dennoch spannend, zeigen sie doch, dass Pokémon Go auch auf die (etwas) Älteren eine gewisse Faszination ausübt, die nicht so schnell vergeht, wie mancher annahm.

Und so charakterisiert YouGov die über 18-jährigen Pokémon-Aktiven: Sie geben besonders häufig an, viel Geld für Mode auszugeben oder sich Dinge zu gönnen, die sie eigentlich gar nicht brauchen. Wer die App heruntergeladen hat, hält sich stärker beim Thema Musik und aufstrebende Künstler auf dem neuesten Stand. Pokémon Go-Trainer sind karriereorientiert. Sie naschen Knoppers und essen Subway-Sandwiches, trinken Red Bull sowie Veltins und tragen H&M (jedenfalls zählen sie überdurchschnittlich häufig zu den Kunden dieser Marken). Die Ergebnisse stammen aus den YouGovProfiles von mehr als 5.000 Befragten über 18 Jahren.

Mehr als 1,6 Millionen deutsche Pokémon Go-Spieler über 18 (20 Prozent der Personen, die die App heruntergeladen haben) haben demnach seit der Markteinführung Geld für In-App-Käufe ausgegeben. Jeder zweite von ihnen investiert dabei zwischen einem und 20 Euro, jeder vierte zwischen 20 und 60 Euro. Rund jeder zehnte (neun Prozent) sogar über 100 Euro.

Kein Wunder, dass nicht nur Gastronomen auf den Hype aufspringen. Der Versicherungs-Broker Knip bietet jetzt eine spezielle Pokémon-Versicherung an – damit man auch abgesichert ist, wenn man spielend seine Umgebung vergisst und beispielsweise vor ein Auto läuft. 35 Euro kostet die Police für den Spaß pro Jahr (eine Unfallversicherung täte es wohl auch). Knip selbst hält die Gefahr, dass die Pokémon-Versicherung wirklich in Anspruch genommen wird, wohl auch für eher gering. Denn jeder Neukunde, der mittels der App die erste Versicherung abschließt, kann sich die 35 Euro Prämie sparen und bekommt die „Unfallversicherung Trainer-Schutz“ (so die offizielle Bezeichnung) für ein Jahr gratis. Über den Nutzen lässt sich streiten – über die PR-Wirkung nicht. Bild, Welt und Süddeutsche (um nur einige zu nennen) berichteten über die erste Pokémon-Versicherung.

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