Mehr als ein Drittel aller Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland hat einen Migrationshintergrund – Betonung auf „Hintergrund“. Denn knapp drei Viertel (73 Prozent) von ihnen sind hier geboren und leben bereits in zweiter oder dritten Generation im Land. Dies geht aus dem DJI-Kinder- und Jugendmigrationsreport 2020 hervor, den das Deutsche Jugendinstitut (DJI) soeben herausgegeben hat.
Der Report beschreibt die Lebenswelten junger Menschen mit Migrationshintergrund: Familie, Freizeit, Bildung (von der Kita bis zur Uni). Verglichen werden junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, aber auch die verschiedenen Migrationsgenerationen.
Je jünger die betrachtete Altersgruppe, desto höher ist der Anteil junger Menschen mit Migrationshintergrund. Das spiegelt sich auch in der Kindertagesbetreuung wieder: Knapp ein Drittel der Kita-Kinder zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt hatte im Jahr 2018 einen Migrationshintergrund. 67 Prozent davon sprechen zu Hause vorwiegend eine andere Sprache als Deutsch. Das bedeutet, dass heutzutage mehr als jedes fünfte Kita-Kind in dieser Altersgruppe Deutsch als Zweitsprache erlernt – mit steigender Tendenz vor allem in den Stadtstaaten und Ballungsräumen.
„Die Kita ist damit der zentrale Ort, an dem diese Kinder Deutsch lernen“, sagt Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DJI). 22 Prozent der Familien mit Migrationshintergrund gaben an, keinen Platz für ihr unter dreijähriges Kind bekommen zu haben, obwohl sie sich einen wünschten. Unter den Familien ohne Migrationshintergrund hatten nur zehn Prozent dieses Problem. „Damit diejenigen Kinder, die erst mit dem Eintritt in das Bildungssystem mit der deutschen Sprache in Berührung kommen, von Anfang an gefördert werden, müssen Familien mit Migrationshintergrund so schnell wie möglich bei der Platzvergabe berücksichtigt werden“, fordert Rauschenbach.
Schlechtere Startchancen haben Kinder mit Migrationshintergrund auch beim Übertritt von der Grundschule auf das Gymnasium: 11- und 12-Jährige mit Migrationshintergrund waren im Jahr 2017 deutlich seltener an der höheren Schule vertreten als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. Hierbei zeichnet sich allerdings eine positive Entwicklung ab: Während von den Kindern ersten Migrationsgeneration nur 22 Prozent ein Gymnasium besuchten, waren es in der zweiten und dritten Generation bereits 35 Prozent (Anteil bei Kindern ohne Migrationshintergrund: 40 Prozent).
Über den Report
Die Analysen des DJI-Kinder- und Jugendmigrationsreports basieren unter anderem auf den amtlichen Daten aus dem Mikrozensus, der Schulstatistik sowie der Kinder- und Jugendhilfestatistik. Zudem wurde zurückgegriffen auf Auswertungen der DJI-Surveys Kinderbetreuungsstudie (KiBS), die Studie Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (AID:A) sowie auf das Soziooekonomischen Panels (SOEP) und das Nationalen Bildungspanels (NEPS).
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