Bundesverfassungsrichter stehen normalerweise nicht im Verdacht, die Überzeugungen der jüngeren Generation zu vertreten. Mit seiner Entscheidung, das generelle Kopftuchverbot für Lehrerinnen zu kippen, gibt sich das Bundesverfassungsgericht aber erstaunlich jugendnah.
Rund 70 Prozent der 16- bis 25-Jährigen in Deutschland meinen nämlich: „Eine muslimische Lehrerin sollte das Recht haben, im Unterricht Kopftuch zu tragen.“ Am Kopftuch scheiden sich die Geister; nur 45 Prozent der Älteren sind Kopftuch-Befürworter. Das sind Ergebnisse einer Studie mit dem schönen Titel „Deutschland postmigrantisch II“, die nur wenige Stunden nach der Urteilsverkündung der Verfassungsrichter veröffentlicht wurde.
Demnach sind Jugendliche und junge Erwachsene insgesamt sehr viel toleranter als die (etwas) ältere Bevölkerung ab 26 Jahren. 85 Prozent finden, dass es das gute Recht von Muslimen in Deutschland sei, Forderungen zu stellen. Von den Älteren sind 20 Prozent (!) weniger dieser Meinung. 78 Prozent der Jungen sagen auch, man solle Muslimen mehr Anerkennung entgegenbringen (Ältere: 67 Prozent).
Allerdings basiert die Toleranz der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zumeist auf solidem Unwissen. Mehr als 60 Prozent von ihnen wissen nach eigenen Angaben „gar nichts“ oder „nicht so viel“ über Muslime.
Für die Studie „Deutschland postmigrantisch II“ des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) wurden mehr als 8000 Menschen in Deutschland befragt.
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