Das Auto hat bei jungen Menschen als Statussymbol ausgedient. Stattdessen haben sie das Rad zwar nicht neu erfunden, aber neu entdeckt: Mittlerweile werden in Deutschland vier Millionen Fahrräder im Jahr und damit mehr Drahtesel als Autos verkauft. Und unter den 14- bis 29-Jährigen ist die Absicht, sich in den nächsten zwölf Monaten ein neues Rad anzuschaffen, wesentlich ausgeprägter als beim Durchschnitt der Bevölkerung, nämlich um 20 Prozent.
Dafür ist die Zahl der 17- bis 24-jährigen Führerschein-Neulinge deutlich gesunken: Absolvierten 2005 noch 931.000 erfolgreich die Prüfung, waren es 2012 fast ein Fünftel weniger (745.000). An der Durchfallquote liegt´s nicht: Seit Jahren vermasseln ziemlich genau 29 Prozent die theoretische Prüfung, 26 Prozent die praktische.
Während sich die Politik im „Nationalen Radverkehrsplan 2020“ (den gibt es wirklich!) zum Ziel gesetzt hat, dass künftig jeder fünfte Weg per Fahrrad erledigt werden soll, haben viele junge Menschen längst umgesattelt. Politiker propagieren gerne die ökologischen und gesundheitlichen Aspekte des Radfahrens. Die Studenten am Fahrradständer vor der Münchner TU sind da viel pragmatischer. „Mit dem Rad bin ich schneller als mit der U-Bahn“, meint einer, „Für Räder gibt’s wenigstens Parkplätze“ ein anderer und „In der Stadt Auto zu fahren, ist doch gaga“. Stimmt! Zumindest wenn die Sonne scheint. Bei einsetzendem Regen dürfte sich ihre Begeisterung fürs Radfahren vermutlich schneller ändern als man Klicklichter am Lenker einrasten lassen kann.
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