Wie kann man mit Hunderten von Menschen in sozialen Netzwerken „befreundet“ sein? Was bedeutet eigentlich „Freundschaft“ im Zeitalter von Facebook? Über die Inflation des Begriffs haben Journalisten, Soziologen und Psychologen schon Hunderte von langen Artikeln geschrieben. Dabei ist die Antwort ebenso kurz wie einfach: Echte Freundschaft bedeutet für Teenager und junge Erwachsene genau dasselbe wie für frühere Generationen, die in den tristen Zeiten ohne Internet, Smartphone oder Social Media aufwuchsen. Freunde reden miteinander, sie treffen sich, sie unternehmen etwas gemeinsam. Das zeigt jetzt die DIVSI U25-Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (Hamburg). Demnach haben 18- bis 24-Jährige im Schnitt 175 Online-Freunde, von denen sie rund 100 persönlich kennen. Etwa 20 treffen sie regelmäßig, neun davon zählen sie zu ihren engeren Freunden – inflationsbereinigt um die reinen Online-Bekanntschaften dürfte sich die Anzahl realer Freunde in den letzten Jahren also nicht großartig verändert haben.
Während früher nur nach Freunden und Bekannten unterschieden wurde, gibt es jetzt eben die zusätzliche die Gattung der Facebook-Freunde – meist Menschen, die jemanden kennen, der jemanden kennt, den man kennt. Und das nutzen die jungen Erwachsenen (im Gegensatz zu Kindern und Jugendlichen) systematisch. Den deutlich erweiterten Kreis der „Freunde“ in sozialen Medien sehen sie auch als Potenzial, aus dem sie schöpfen können, wenn sich Interessen verändern, man umzieht oder in eine neue Lebensphase eintritt (wie Studium oder Beruf). Und noch eine interessante Parallele stellt die U25-Studie fest: Wer im richtigen Leben viele Menschen als Freunde bezeichnet, neigt auch online dazu, „Freunde“ zu sammeln und Freundschaftsanfragen ohne Zögern anzunehmen. Wer offline zurückhaltender mit dem Begriff Freundschaft umgeht, der prüft gewöhnlich sorgfältiger, mit wem er sich in sozialen Medien „freundschaftlich“ verbindet.
Die 174-seitige DIVSI U25-Studie gibt es als Gratis-Download. Darin wird nicht nur das Online-Verhalten junger Erwachsener, sondern auch die Internet-Nutzung von Kindern und Jugendlichen abgebildet. Außerdem werden unterschiedliche Nutzertypen vorgestellt und analysiert.
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