Natur im digitalen Zeitalter

Mit „Natur“ verbinden zwölf- bis 15-Jährige vom allem Freiheit (74 Prozent), Abenteuer (71) und Stille (53 Prozent). Klingt nach einem Naturverständnis wie aus der Marlboro-Werbung der 70er Jahre – aber hier geht es mehr um den deutschen Wald als um Cowboy-Romantik. 

Die Kids sind nicht so schlimme Stubenhocker wie man angesichts der stundenlangen Nutzung digitaler Devices annehmen könnte. Auf die Frage „Wie häufig bist du in deiner Freizeit draußen in der Natur?“ antworten 44 Prozent mit „fast täglich“, weitere 37 Prozent mit „mehrmals pro Woche“. Natur kann dabei im Verständnis der Teenager aber auch der Park um die Ecke sein.

59 Prozent der befragten Teenager glauben, dass die Natur in Deutschland von Zerstörung bedroht sei. Konsequenterweise wollen sich fast drei Viertel (72 Prozent) persönlich für den Naturschutz engagieren. Und sogar rund die Hälfte gibt an, bereits etwas dafür zu tun. Bei konkreter Nachfrage beschränkt sich das Engagement allerdings hauptsächlich auf Mülltrennung und -vermeidung. Und nicht einmal ein Viertel der Kinder und Jugendlichen hat die leiseste Ahnung, was sie zum Naturschutz beitragen könnten.

Außerdem besteht für zwölf- bis 15-Jährige der Reiz weniger im Naturerlebnis selbst als vielmehr darin, sich der Kontrolle der Erwachsenen zu entziehen: „Es ist offenbar ganz wesentlich dieser Freiraum, der die Natur für Kinder so attraktiv macht“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Gebhard (Universität Hamburg) in seinem Kurzkommentar zur Studie Fokus Naturbildung: „Positive Naturerfahrungen entfalten sich nicht ohne weiteres; wenn Natur verordnet wird, wenn allzu umstandslos Naturorte zu Lernorten werden.“ Dennoch waren in der Grundschule (bis zur vierten Klasse) 88 Prozent der Befragten im Rahmen schulischer Aktivitäten im Wald. Und immerhin noch rund die Hälfte (53 Prozent) erkundet ab der fünften Klasse mit der Schule den heimischen Forst.

Für die Studie Fokus Naturbildung hat das Ecologic Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung Antworten von mehr als 1.000 Jungen und Mädchen im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren ausgewertet. Die Befragung war in zwei qualitative und eine quantitative Teilstudie gegliedert, deren Daten von Frühjahr bis Winter 2016 erhoben wurden. Der qualitative Teil wurde vom IfA Marktforschung Bremer + Partner durchgeführt. Auftraggeber waren der Deutsche Jagdverband e.V. (DJV), der i.m.a – information.medien.agrar e.V. und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. (SDW). Gefördert wurde die Studie von der Landwirtschaftlichen Rentenbank und der Stiftung Unternehmen Wald.

 

Quelle: Fokus Naturbildung