Kinderbuch – Top und Flop

“Are you an Fan? Kindermedien neu denken“. Unter diesem Motto stand heute der Kindermedienkongress 2018 der Akademie der Deutschen Medien in München. Sinnigerweise im „Literaturhaus“ gab es gute und schlechte Nachrichten zum Thema Buch: Zum einen eine überraschende Start-up-Story zum Uralt-Medium. Zum anderen, von der jungen Zielgruppe selbst, eine „Negativmeldung“ – im wahrsten Sinne des Wortes.

34 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 19 Jahren lesen keine Bücher, so aktuelle Zahlen von Iconkids & Youth für 2018. Im Vorjahr hatten nur 30 Prozent der Zielgruppe angegeben, sich dem Medium zu verweigern. Axel Dammler, geschäftsführender Gesellschafter von Iconkids & Youth, sorgte auf dem Kindermedienkongress nicht nur für diese und weitere spannende Zahlen und die Moderation, sondern auch dafür, dass die Zielgruppe selbst – fünf Mädchen zwischen zehn und elf Jahren – live Auskunft zu ihrem Medienverhalten gab. Womit wir bei einer weiteren schlechten Nachricht für Verlage wären: Auf Axel Dammlers Frage: „Wer von Euch liest momentan ein Buch?“ – und seine Bitte um Handzeichen, rührte sich keines der Mädchen – eine eindeutige „Negativmeldung“. Auf Nachfrage fiel vier der fünf Mädchen immerhin ein Buch ein, dass sie gelesen hatten.

Umso überraschender eine andere Präsentation auf dem Kindermedienkongress: „Physical Books & Direct to Consumer Marketing, Web-based Subscription Service: How One Third Stories is conquering the Publishing Business“. Alex Somervell und Jonny Pryn, Co-Founder von One Third Stories bieten Kinderbücher an, die in einer Sprache (Englisch) anfangen und in eine andere – Französisch oder Spanisch – übergehen.

Der Abo-Service für Kinder von vier bis neun Jahren bietet den Mitgliedern monatlich eine Box – mit Buch, Hörbuch und Aktionsmaterial. Das Herzstück jeder Kiste, das Buch, beginnt auf Englisch und führt schrittweise in die Fremdsprache ein. Das Überzeugende am Abo-Geschäftsmodell: Die durchschnittliche Bestellung bewegt sich in einer Höhe von 85 Euro. Auf mehr als 250 € bezifferte Gründer Alex Somervell den Customer Lifetime Value – also den Umsatz pro Abonnent im Verlauf der Kundenbeziehung. „Wir haben festgestellt, dass immer mehr Erwachsene in Großbritannien die Vorteile erkennen, die es mit sich bringt, wenn man Fremdsprachen spricht“, so der zweite Gründer, Jonny Pryn: „Heute sind britische Eltern daran interessiert, ihren Kindern einen solchen Bildungsvorsprung zu sichern.“

Just während die meisten Studien den baldigen Tod des Kinderbuchs prophezeien, machten es Jonny Pryn und Alex Somervell zum Kernstück ihres Start-ups – auch wenn sie ihr Angebot webbasiert unter die Leute bringen. Weder ihr Geschäftsmodell, noch das Kinderbuch im Allgemeinen wird von jetzt auf gleich verschwinden. Bei One Third Stories stellt sich allerdings die Frage, ob die beiden Gründer vom (PR-)Erfolg, den ihnen in TV-Show „Dragons´Den“ beschert hat, langfristig werden profitieren können. „Dragons´Den“ ist eine eine BBC-Serie (halbwegs vergleichbar mit „Die Höhle der Löwen“ in Deutschland). Alex Somervell und Jonny Pryn hatten dort für Furore gesorgt, weil sie einen Deal ablehnt hatten. Es sieht gut aus für das Konzept der Twens: Nach dem Motto „Wer zuletzt lacht, lacht am Besten“, wurde das Start-up One Third Stories im Februar dieses Jahres mit fast drei Millionen Euro bewertet – und damit achtmal höher als die Schätzung die der „Dragons´Den“-Investor Peter Jones acht Monate zuvor in der Show geäußert hatte.

Für alle, die ausgesprochen langfristig planen: Der nächste Kindermedienkongress findet am 7. November 2019 statt.

 

 

Alex Somervell und Jonny Pryn, Co-Founder von One Third Stories, präsentieren auf dem Kindermedienkongress Fakten zu ihrem Start-up: „Physical Books & Direct to Consumer Marketing, Web-based Subscription Service: How One Third Stories is conquering the Publishing Business“.