Unfair Trade
Einkaufsgewohnheiten ändern sich – nicht immer zur Freude aller Beteiligter. Der Handel klagt über ausuferndes „Showrooming“. Die junge Kundschaft aber hat kein schlechtes Gewissen, wenn sie im Laden guckt und online kauft.
Einkaufsgewohnheiten ändern sich – nicht immer zur Freude aller Beteiligter. Der Handel klagt über ausuferndes „Showrooming“. Die junge Kundschaft aber hat kein schlechtes Gewissen, wenn sie im Laden guckt und online kauft.
Der beliebten Geschenkpapierschlacht am Heiligen Abend steht auch in diesem Jahr nichts im Wege: Während einige kleinere Studien in den letzte Monaten unkten, die Deutschen würden in diesem Jahr deutlich weniger für Weihnachtsgeschenke ausgeben als früher, sind sich die Konsum-Klimaforscher der GfK sicher: Pünktlich zur Vorweihnachtszeit steigt die Kauflust der Deutschen wieder! Gerade die Jüngeren zeigen sich in Spendierlaune; im Schnitt wollen die 14- bis 24-Jährigen 135 Euro in Weihnachtsgeschenke investieren und damit 13 Euro mehr als im Vorjahr.
Obwohl Medien und Handel sich redlich bemühen: Ostern wird kein zweites Weihnachten. Bei Umfragen in Einkaufszentren finden die Fernsehsender in diesen Tagen zwar immer wieder Menschen, die zum christlichen Frühlingsfest Handys, Tablets oder Schmuck verschenken – der Aufruf zum Kaufrausch scheint aber (noch) weitgehend ungehört zu verhallen. Immerhin verschenkt der Durchschnittsdeutsche – je nach Studie – Osterpräsente im Wert von 25 bis 30 Euro. Eltern investieren für ihre Kinder rund 50 Euro. Zu Weihnachten klingeln die Kassen der Einzelhändler etwa fünfmal so laut. Unsere Vermutung: Der niedliche kleine Osterhase kann einfach nicht so viele Geschenke schleppen wie der große dicke Weihnachtsmann mit seiner Rentierherde.
Das Auto hat bei jungen Menschen als Statussymbol ausgedient. Stattdessen haben sie das Rad zwar nicht neu erfunden, aber neu entdeckt: Mittlerweile werden in Deutschland vier Millionen Fahrräder im Jahr und damit mehr Drahtesel als Autos verkauft. Und unter den 14- bis 29-Jährigen ist die Absicht, sich in den nächsten zwölf Monaten ein neues Rad anzuschaffen, wesentlich ausgeprägter als beim Durchschnitt der Bevölkerung, nämlich um 20 Prozent.
Für 39.800.000.000 Euro haben die Deutschen 2013 online eingekauft. Auch ohne die beeindruckende Zahl von Nullen auszuschreiben bedeuten knapp 40 Milliarden Euro ein sattes Plus von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Kein Wunder, dass der Einzelhandel nach Wegen sucht, vor allem junge Menschen wieder öfter in die Läden zu locken. Noch Ausnahmeerscheinungen sind Facebook-Kleiderbügel oder interaktive Umkleidekabinen. Auf die Killerapplikation, die Kunden massenweise aus dem Sofa reißt und in die Shops lockt, warten die Einzelhändler allerdings noch vergebens. Zumindest in Deutschland. Das „next big thing“ könnte – mal wieder – aus den USA kommen: Shopkick. Während hierzulande noch „Treueherzen“ verteilt werden und Kundenkarten an der Kasse vorzuzeigen sind, belohnt die US-App ihre Nutzer schon, wenn sie lediglich ein Geschäft betreten.
Einmal durch die Ladentür und schon gibt´s Shopkick-Bonuspunkte. Filialisten wie JCPenney oder Macy´s sind den USA dabei, dazu Hunderte von Marken wie Levi´s, Kraft, Pampers, Sony oder L´Oréal. Mehr als sechs Millionen Nutzer hat Shopkick in den USA bereits. 44 Prozent von ihnen sollen die Partnershops häufiger besuchen, seit sie die App haben. Und 53 Prozent hätten, behauptet Shopkick, spontan und ungeplant dort eingekauft. Ob Shopkick demnächst auch in Deutschland Offline-Shoppern einen neuen Kick gibt, ist noch offen.
…und junge Zielgruppen haben ihr Weihnachtsbudget dieses Jahr noch gewaltig aufgestockt: Die 18- bis 35-Jährigen wollen durchschnittlich Geschenke im Wert von 233 € auf den Gabentisch legen. Das sind 39 Prozent mehr als im Vorjahr!
…eigentlich. In Australien aber verlangt eine resolute Einzelhändlerin jetzt fünf Dollar von Leuten, die sich in ihrem Laden für glutenfreie Lebensmittel nur umschauen wollen, berichtet die Brisbane Times. Der Grund für die drastische Maßnahme: Immer mehr Konsumenten sehen sich im Einzelhandel Produkte lediglich an und lassen sich beraten, kaufen dann aber online. Neudeutsch nennt man diesen Trend „Showrooming“. Unter Händlern heißt er schlicht „Beratungsklau“.
Ob montags bei Tengelmann, dienstags bei Edeka oder mittwochs bei Real… Kinder beeinflussen die Kaufentscheidungen ihrer Eltern. Und die unterschätzen die Einkaufsmacht der lieben Kleinen ganz gewaltig. Nicht nur die klassische „Quengelware“ landet auf Initiative der Kinder im Einkaufswagen – der Nachwuchs entscheidet zunehmend auch beim Handy-, Computer- und sogar beim Autokauf.
An der Ikea-Kasse oder beim Media-Markt mal wieder die Frage nach der Postleitzahl? Nicht nerven lassen, sondern die passende Antwort parat haben: 24613 Wiedenborstel – ein Ort mit sage und schreibe 9 Einwohnern … Wir sind gespannt, wann Baubeauftragte von Möbelhäusern oder Technikmärkten die schleswig-holsteinische Provinz erkunden. Platz für neue Märkte gibt es dort genug, siehe Google Maps.
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