… ist der Titel einer neuen Studie, bei der es (auch) ums Schminken geht. Vor allem aber spürte die Untersuchung – tiefenpsychologisch und repräsentativ – der Frage nach, warum Körperpflege und Kosmetik für Jugendliche und junge Erwachsende gegenwärtig eine so hohe Bedeutung haben wie nie zuvor. Erstes Ergebnis: Neben den üblichen pubertären Gefühlsschwankungen erleben Jugendliche heute auch auf gesellschaftlicher und familiärer Ebene einen Kontrollverlust. 85 Prozent der Jugendlichen „arbeiten“ an ihrem Äußeren, um sich (wieder) sicherer zu fühlen. Kosmetische Produkte sind fester Bestandteil täglicher Schönheits- und Pflegeroutine der Jugendlichen. Shampoo (61 Prozent) und Deo (83 Prozent) kommen täglich zum Einsatz. Mascara ist für Mädchen ein unverzichtbarer Begleiter – 59 Prozent tuschen ihre Wimpern täglich oder sogar mehrmals täglich.
Beim familiären Background stellen die Forscher fest, dass die Extreme zur Normalität werden. 28 Prozent der Jugendlichen kommen aus sehr brüchigen Verhältnissen. Doppel- oder Dreifach-Patchwork, Umzüge sowie Schulwechsel sorgen bei ihnen für ein Gefühl ständiger Haltlosigkeit. 58 Prozent dagegen schildern eher überbehütete Verhältnisse. Ihnen wird alles zugetraut – und sie selbst trauen sich ebenfalls (allzu) viel zu. Aber auch diese „Größenphantasien“ führen zu einem Gefühl der Haltlosigkeit, so die Studie, die das Institut Rheingold Salon im Auftrag des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW) durchgeführt hat.
Ein Blick auf die (Über-)Behüteten, die unter 14- bis 21-Jährigen in der Mehrheit sind, lohnt sich. Sie seien sich sicher, so die Forscher, mit ihren Qualifikationen so gut wie alles erreichen zu können und hätten tendenziell sehr hochtrabende, teilweise völlig übersteigerte Lebensziele. „Ob eine Zukunft als TV-Showgröße oder Top-Anwältin, die den Tyrannen und Diktatoren der Welt den Garaus macht – das Leben, die Ausbildung und die Karriere scheinen minutiös planbar, berechenbar und nach eigenen Wünschen gestaltbar“, so die Autoren der Studie. Dies zeigten auch O-Töne der Befragten: „Ich will Biologie studieren und in der Krebsforschung arbeiten. Ich möchte Krebs heilen, bessere Chancen bei der Bekämpfung ermöglichen und weniger Nebenwirkungen erzielen – gerne einen Nobelpreis dafür bekommen.“ Oder: „Über Kunst schreiben, das liegt mir halt, später vielleicht heiraten und vier Kinder, wovon ich aber höchstens zwei selber bekommen werde. Ich möchte mir ja die Figur nicht versauen.“
Doch zurück zur ungeschminkten Wahrheit der Zahlen: 85 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen verwenden Kosmetikprodukte, weil sie sich dann sicherer fühlen, 67 Prozent um beim anderen Geschlecht besser anzukommen und 64 Prozent wollen einfach nicht negativ auffallen.
Für die Studie Jugend ungeschminkt wurden im qualitativen Teil Gruppendiskussionen und Einzel-Tiefeninterviews mit insgesamt 38 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 21 Jahren durchgeführt. Für den quantitativen Part wurden 1.012 Jugendliche und junge Erwachsene der selben Altersgruppe interviewt.
Diese Seite teilen: