„Wohnst Du noch (bei den Eltern) oder lebst Du schon (in der eigenen Wohnung)?“ Dies ist eine zentrale Frage für den gesamten Möbelhandel – nicht nur für das schwedische Möbelhaus, dessen Slogan wir hier bemüht haben. Junge Erwachsene sind für Einrichtungshäuser und Online-Möbelhandel eine Top-Zielgruppe. Zwar erfreut sich das Hotel Mama vor allem bei jungen Männern etwas länger als früher großer Beliebtheit: Mit dreißig aber sind fast alle flügge: 87 Prozent der Männer und 94 Prozent der Frauen haben dann – zum Teil schon lange – eigene Wohnungen bezogen und/oder eine Familie gegründet. Kein Wunder, dass die junge Zielgruppe viel stärker über die Anschaffung von Möbeln nachdenkt als der Durchschnittsdeutsche.
Bevor die Trendsportart „Extrem-Couching“ (neudeutsch für „auf dem Sofa herumlümmeln“) in der ersten, zweiten oder dritten eigenen Wohnung ausgeübt werden kann, muss das Polstermöbel schließlich erst angeschafft werden. Da ist es fast schon logisch, dass mehr als 3,2 Millionen 14- bis 29-Jährigen fest planen, sich in den nächsten zwölf Monaten eine neue Couch(-Garnitur) zu kaufen (Quelle: VuMA 2014). Auch der Kauf anderer Möbel soll binnen Jahresfrist in die Tat umgesetzt werden: 2,3 Millionen junge Menschen wollen demnächst ein Schlafzimmer, fast drei Millionen ein Kinderzimmer neu einrichten. Damit liegt die Anschaffungsplanung der 14- bis 29-Jährigen in diesen Einrichtungskategorien um mehr als 40 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Wobei die Zahlen vermutlich wohl noch höher ausfallen würden, wenn man die 14- bis 17-Jährigen, bei denen der Auszug aus dem Elternhaus und die Gründung der eigenen Familie noch selten ist, aus der Statistik herausrechnen würde. Auch bei Einbauküchen, Bad- und Arbeitszimmermöbeln ist die Kaufabsicht in der U30-Zielgruppe deutlich größer. Nur die Anschaffung von Gartenmöbeln planen Junge seltener– vermutlich weil noch nicht so viele im Haus mit Garten wohnen.
390 Euro gibt der Durchschnittsdeutsche im Jahr für Möbel aus – deutlich über 90 Prozent davon im klassischen Möbelhandel. Vom Möbelkauf im Internet halten vor allem hohe Versandkosten (81 Prozent), mangelnde Beratung (73), schlechte Produktfotos und minimale Rückgabemöglichkeiten (jeweils 72 Prozent der Nennungen) ab. Noch! Laut AGOF interessieren sich 24,8 Millionen Internetnutzer für Möbel & Wohnen, unter den mobilen Nutzern finden sich 13,98 Millionen Interessierte. Showrooming wird für die Möbelhäuser zum Problem: Fast jeder dritte Kunde (29 Prozent) hat schon während seines Möbelhausbesuches Preise per Smartphone im Internet verglichen, so eine Studie des Beratungsunternehmens Sempora. Und wenn sich Apps wie die von Ikea, Kare oder Butlers durchsetzen, könnte dies den klassischen Offline-Möbelhandel weitere Umsätze kosten. Mit diesen Apps werden Möbelbilder aus dem Online-Angebot mithilfe der Kamerafunktion in ein Livebild des Zimmers projiziert. Auf diese Weise müsste man das Extrem-Couching gar nicht mehr unterbrechen, um sich einen Eindruck vom neuen Couchtisch zu verschaffen (den man dann gleich online oder mobil kaufen kann). Vom Sofa erheben müsste man sich nur noch aus einem Grund: Wenn man sich per App davon überzeugen will, wie ein neues Sofa an der Stelle wirken würde, an der man eben noch gesessen hat.
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