EU – bei Südosteuropas Jugend Hoch im Kurs

Studie über die Jugend Südosteuropas: Jugendliche und junge Erwachsene in Südosteuropa (SOE) sind in der überwältigenden Mehrheit pro-europäisch eingestellt, so eine aktuelle Zehn-Länder-Studie der Friedrich-Ebert- Stiftung (FES). Doch nicht nur dort sind die Jungen mehrheitlich EU-Befürworter. Zur Erinnerung: In Großbritannien hatten sich beim Brexit-Referendum 2016 drei Viertel der 18- bis 24-Jährigen für den Verbleib in der EU ausgesprochen.

Laut der heute veröffentlichten Jugendstudie Osteuropa 2018/2019 der FES unterstützen bis zu 95 Prozent (Albanien) und mit Ausnahme von Serbien (56 Prozent) immer über drei Viertel der jungen Befragten die Mitgliedschaft ihres Landes/dessen Beitritt zur Europäischen Union.

Gefragt wurden die 14- bis 29-Jährigen in den zehn Ländern auch nach Erfahrungen, Einstellungen und Wünschen in verschiedenen Lebensbereichen, wie Bildung, Beschäftigung, politische Teilhabe und Migration.

Weitere zentrale Ergebnisse: Zwischen 63 Prozent (Bulgarien) und 92 Prozent (Mazedonien) der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen äußern sich besorgt über fehlende berufliche Perspektiven. In der gesamten Region ist die Altersgruppe weiterhin von hoher Arbeitslosigkeit betroffen (zwischen 12 Prozent in Bulgarien und 43 Prozent im Kosovo) – wobei viele junge Menschen weder einen Arbeitsplatz haben, noch sich in Bildungs- oder Ausbildungsmaßnahmen befinden.

Jugendliche aus EU-Mitgliedsstaaten wollen seltener auswandern
Die negative Wahrnehmung der wirtschaftlichen Lage vor allem in den sechs Ländern des Westlichen Balkans (WB6) scheint ausschlaggebend beim Auswanderungswillen Jugendlicher und junger Erwachsener. Zwischen 14 (Montenegro) und 27 Prozent (Albanien) der Befragten in den WB6-Ländern äußerten den Wunsch, für mehr als zehn Jahre aus ihren Heimatländern zu emigrieren. Die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Emigration ist bei Jugendlichen aus den EU-Mitgliedsstaaten der Region erheblich geringer: Dort wünschen sich nur fünf Prozent der Befragten, längerfristig zu emigrieren.

Die Idee eines starken Sozialstaats findet vor allem unter den 14- bis 29-Jährigen mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status großen Anklang. Bei allen Jugendlichen in allen Ländern liegt die Zustimmung zu einem starken Sozialstaat bei über 50 Prozent, teilweise sogar bei über 80 Prozent. Gleichzeitig sehen in einigen Ländern zwischen 39 (Bulgarien) und 54 Prozent (Albanien) der jungen Menschen, „eine Führung, die das Land mit starker Hand zum Wohl der Gemeinschaft regiert“ als gute Option an. Seit 2008 (World Value Survey) hat diese Meinung in der gesamten Region stark an Zustimmung gewonnen. Mögliche Gründe dafür: Die große Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen fühlt sich in der nationalen Politik nicht vertreten, kennt sich nach eigenen Angaben in der Politik aber auch wenig aus und steht dieser gleichgültig gegenüber.

Bei den FES Jugendstudien Südosteuropa handelt es sich um ein internationales Jugendforschungsprojekt, das gleichzeitig in zehn Ländern Südosteuropas durchgeführt wurde: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro, Rumänien, Serbien und Slowenien. Zu allen Ländern liegen separate Berichte der FES-Jugendstudie vor. Die Daten wurden Anfang 2018 unter mehr als 10.000 Befragten im Alter zwischen 14 und 29 Jahren erhoben. Die Studie beschäftigt sich mit Erfahrungen und Wünschen, Familienbeziehungen, Freizeit und Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie, aber auch mit Werten, Einstellungen und Überzeugungen der jungen Zielgruppe.

Vor zwei Jahren hatte die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Studie über Jugendliche und jungen Erwachsene im Nahen Osten und in Nordafrika herausgegeben: