Früher waren Jugendliche auf dem Land aufgeschmissen, wenn die Busverbindungen schlecht waren. Heute sind sie es, wenn die Internetverbindung zu wünschen übrig lässt. Freunde von mir, die vor ein paar Monaten aufs Land gezogen sind, wissen von einem entsprechenden Drama in mehreren Akten zu berichten. Die Kurzfassung: Den schnellen Internet-Zugang fürs dörfliche Idyll hatten sie zwar bestellt, aber nicht bekommen. Jetzt sitzen sie, die sich für einen Teil der digitalen Elite halten, mit zwei Teenager-Töchtern, diversen Tablets, Laptops und Smartphones auf dem Land – und sind quasi abgeschnitten von der Welt.
Denn die bestmögliche Internetverbindung läuft über das Mobilfunknetz und ist gääääähhhhneeennnndddd langsam. Online-Videos schauen? Fehlanzeige! Skypen? Schön wär´s! Fotos hoch- oder runterladen? Das dauert – wenn´s denn überhaupt funktioniert. Da hilft nur die Landflucht oder die Hoffnung auf die große Koalition. Die nämlich will bis 2018 jeden Haushalt in Deutschland mit schnellem Internet – 50 MBits/s – versorgen. Das klingt gut. Ist es aber nicht. Mindestens die doppelte Bandbreite sei nötig, um in fünf bis zehn Jahren im Internet up to date zu sein, schätzt die Hälfte aller Informations- und Kommunikationstechnik-Experten. Und die andere Hälfte fordert noch mehr: mindestens 300 MBits/s und damit das Sechsfache des von der großen Koalition angestrebten Ziels (TNS Infratest, Zukunftspfade Digitales Deutschland 2020). Das Internet in Deutschland wird also viel zu langsam schneller. Und manches Dorf wird wohl noch lange am A … der (digitalen) Welt liegen.
P.S. Meine Freunde suchen jetzt ein Haus mit Breitband-Anschluss. Die Töchter haben freiwillig angeboten, die Umzugskisten zu packen.
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