„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt“. Wenn Samuel Beckett Recht hatte, werden Moralapostel in den USA demnächst eine Menge Cortisonsalbe brauchen. Denn die junge Zielgruppe (13 bis 24 Jahre) hat heute mehr Bedenken, ihren Müll nicht zu recyceln als pornografische Inhalte zu konsumieren. Warum uns das juckt?
Weil der moralische Kompass der jungen Zielgruppe in den USA sich so gravierend neu ausrichtet, dass es weitreichende gesellschaftliche und damit werberelevante Folgen haben dürfte. Während weit mehr als die Hälfte der über 25-Jährigen es „nomalerweise oder immer“ für schlecht hält, pornografische Bilder/Videos zu konsumieren, ist es bei Teenagern und jungen Erwachsenen nicht mal mehr ein Drittel (32 Prozent). Recycling-Verweigerung befindet die junge Zielgruppe als weitaus verwerflicher (56 Prozent).
Mehr als die Hälfte der jungen Millennials gibt nach der neuen Studie des Instituts Barna offen zu, mindestens ein bis zwei Mal monatlich online nach Pornos zu suchen. Bei den über 50-Jährigen sind es gerade mal 17 Prozent. Jetzt könnte man meinen, dass die Älteren nur zu verklemmt sind, um ihre Sexsuchen zuzugeben. Das aber haben die Forscher geschickt überprüft: Sie fragten die 3000 Probanden auch ganz unverfänglich, wer online „zufällig“ über pornografische Inhalte „gestolpert“ sei. Das kommt bei 70 Prozent der jungen Millennials, aber nur bei 40 Prozent der über 50-Jährigen häufiger als ein Mal im Monat vor. Da Google dem „Zufall“ bekanntlich aufgrund des früheren Onlineverhaltens nachhilft, bestätigen sich die Ergebnisse.
Jenseits von Porno und Recycling herrscht zwischen den Generationen gelegentlich (fast) moralische Einigkeit: Es ist falsch zu stehlen, fremdzugehen und zu lügen – sagen 95, 88 und 87 Prozent der Amerikaner über 25 Jahre und immerhin auch 88, 75 und 71 Prozent der Teenager und jungen Erwachsenen.
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