Fernsehen guckt in die Röhre
Junge Zielgruppen schalten den Fernseher eher aus, als beim Fernsehen anzuschalten. Teens und Twens sind mehr als dreieinhalb Stunden täglich online, sehen aber nur noch rund zwei Stunden fern.
Junge Zielgruppen schalten den Fernseher eher aus, als beim Fernsehen anzuschalten. Teens und Twens sind mehr als dreieinhalb Stunden täglich online, sehen aber nur noch rund zwei Stunden fern.
Eine Rundum-Beschimpfung aller gängigen Wörterbücher im August 2013 hat nicht geholfen: Langenscheidt hat sein neues Werk – „100 % Jugendsprache 2014“ – trotzdem veröffentlicht.
Das Beste daran: Klappentext und Pressemitteilung. Kostprobe (mit Übersetzung in Klammern):
Viele Menschen in Deutschland wollen weniger fernsehen und seltener das Internet nutzen. Jeder Zweite schätzt derzeit seinen Fernsehkonsum als zu hoch ein, jeder Dritte hält die persönliche Internetnutzung für zu hoch. Als TV- und Web-Junkies empfinden sich vor allem junge Zielgruppen: Fast drei Viertel der 16- bis 29-Jährigen (73 Prozent) sagen von sich, dass sie zu häufig online sind.
Dies sind repräsentative Ergebnisse des Allensbacher Instituts für Demoskopie im Auftrag des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ).
Schon vor der Erfindung des Internets war die Pubertät schrecklich – vor allem für die Eltern. Und der Schrecken fängt heute früh an, meist im Alter zwischen zehn und elf Jahren. Insofern deckt die Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (AGOF), seit sie jüngst die Altersgrenze für die Erhebung der Online-Reichweiten von 14 auf zehn Jahre gesenkt hat, endlich die komplette Pubertät ab. Fast drei Millionen Frühpubertierende, das sind 96 Prozent der Elf- bis 13-Jährigen, sind demnach online aktiv. Der Anteil der Nicht-Onliner in dieser Zielgruppe ist damit genauso hoch wie der Anteil der deutschen Haushalte ohne Fernseher. Doch was tut sich in der Online-Pubertät?
Im App-Store findet man (fast) alles. Unter anderem iTalk Smurf für 89 Cent. Inhalt: Ein Schlumpf, der alles, was man sagt, in Schlumpf-Sprech nachplappert und auf Bewegungen reagiert. So süß und sinnvoll wie die App selbst ist ihre Beschreibung im deutschen (!) App-Store. Zitat: „Beim Speichern Schlumpf Videos zu verwenden mit Facebook/text/WhatsApp stellen Sie bitte sicher, dass Sie Clumsy Finish lassen vor dem Anhalten der Aufnahme. Die Video-Aufzeichnung Aufzeichnungen, was ungeschickt macht – wenn Sie nicht sehen, er es tun wird es nicht aufgenommen werden.“
Seuchenbeauftragte warnen vor zwei neuen, sich rasant ausbreitenden Epidemien: Nomophobie und MAIDS. Beide sind offenbar hochgradig ansteckend und grassieren überwiegend in jungen Zielgruppen. Als bekennender Hypochonder habe ich natürlich sofort die Symptome gegoogelt – und prompt an mir entdeckt. Erstes Symptom der Nomophobie ist, dass man sich „nackt“ fühlt, wenn man kein Handy dabei hat. Im zweiten Stadium folgen Schweißausbrüche und Angstzustände, falls der Akku leer, das Netz oder das Handy weg ist.
Das Hotel Mama erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Die Pinneberger Teppichfirma Hanse Home Collection hat eine Fußmatte zum Thema herausgebracht, Kabel Eins eine Serie und das Statistische Bundesamt jetzt aktuelle Zahlen. Die Gründe für den späten Auszug sind längere Ausbildungszeiten und steigenden Mietpreise, vor allem aber die wachsende Bequemlichkeit der Nesthocker.
Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Wenn dieses Sprichwort stimmt, gibt es eine gigantische Menge wertloser Apps! 102 100 000 000 Apps (sprich: rund 102 Milliarden) werden Menschen weltweit in diesem Jahr auf ihre Smartphones und Tablets laden, so eine Prognose der Unternehmensberatung Gartner. Das entspricht einer Steigerung von 60 Prozent gegenüber Vorjahr.
Wer die Wahlberichterstattung der Fernsehsender verfolgte, hatte den Eindruck, dass Deutschland ein Twitterland sei und die Bundestagswahl das spannendste Tweet-Thema aller Zeiten. Immer wieder wurden in den Wahlsendungen Tweets eingeblendet – ist ja auch so schön praktisch: maximal 140 Zeichen, oft provokant und für die Sender kostenlos.
Gefühlte Wahrheit bei der WahlberichterstattungWeiterlesen »
…muss nicht unbedingt wahlberechtigt sein: Letzten Freitag haben bei der U18-Bundestagswahl rund 156.000 Kinder und Jugendliche abgestimmt. Zweifellos eine gelungene Aktion, um das politische Interesse der noch nicht Wahlberechtigten zu wecken. Doch so breit die Ergebnisse der Kinder- und Jugendwahl gerade in den Medien getreten werden, so wenig repräsentativ sind sie.
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