Mangelnde Medienkompetenz

Schon mal etwas von freier Presse gehört? Eher nein. Jedenfalls glauben 40 Prozent der Lehramtsstudenten, dass ein Pressebericht über ein Bundesministerium vor der Veröffentlichung vom Ministerium genehmigt werden müsse. So viel Medien(in)kompetenz der Lehrer mache sich bemerkbar, registriert die Studie Nachrichtenkompetenz durch die Schule. Ihr Kernergebnis: Kinder werden in der Schule nur mangelhaft auf die Mediengesellschaft vorbereitet. 

Die Vermittlung von Medien- und Nachrichtenkompetenz werde in den Schulen vernachlässigt, warnen die Kommunikationswissenschaftler Lutz M. Hagen, Anja Obermüller und Rebecca Renatus. Sie untersuchten im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse die Voraussetzungen für eine medien- und nachrichtenkompetente Schulbildung. Diese sei die Basis dafür, journalistische Inhalte zu verstehen, sie kritisch zu beurteilen und effektiv zu nutzen.

Ergebnis: Es hapert an allen Ecken und Enden. Lehrpläne greifen die Medienrealität der Schüler kaum auf, Schulbücher hinken dem Medienverhalten der Jugendlichen hinterher, künftige Lehrerinnen und Lehrer erwerben in ihrem Studium wenig Nachrichtenkompetenz und befassen sich wissenschaftlich weder mit Journalismus in digitalen Medien noch mit den allgegenwärtigen sozialen Netzwerken.

Auslöser für das umfangreiche Forschungsprojekt waren wissenschaftliche Befunde, wonach sich immer mehr Schüler ausschließlich in sozialen Netzwerken über Politik informieren, ohne zu unterscheiden, ob die Informationen von einem professionellen Medienhaus stammen oder von einer PR-Agentur, ob es sich um einen Blog oder einen Social Bot handelt.

Vor diesem Hintergrund haben die Forscher in mehreren Teilstudien unter anderem Lehrpläne, Schulbücher, und Studienordnungen analysiert sowie Lehramtsstudenten befragt, um die medienpädagogsche Kompetenz künftiger Lehrkräfte zu ermitteln.

Die jetzt vollständig vorliegende Studie Nachrichtenkompetenz durch die Schule (erste Ergebnisse waren im Herbst 2016 veröffentlicht worden) wurde von der TU Dresden im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse durchgeführt. Die Stiftervereinigung der Presse ist ein Zusammenschluss von Verlegern, Wissenschaftlern und Journalisten und fördert praxisorientierte Forschungsarbeiten über Medien und Presse. Ihr gehören über 40 Verlage und Verbände an.

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