Freizeit

Jungen Deutschen vergeht die Reiselust

„Die schönste Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an.“ Dieses Zitat von Kurt Tucholsky hat die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen der neuen Tourismusanalyse 2016 vorangestellt. Doch genau das tut die junge Zielgruppe immer seltener. Nur 52 Prozent der 14- bis 34-Jährigen haben 2015 eine Reise von mindestens fünf Tagen Dauer unternommen – das sind satte vier Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Damit sank die Reiseintensität nach vielen Jahren erstmals wieder. Keine guten Nachrichten für die Tourismusbranche – doch was sind die Gründe für Reiseunlust und Urlaubsfrust der jungen Konsumenten? 

Reales Leben jenseits des Internets

JAMES – das klingt wie der Name eines britischen Butlers, steht in Wirklichkeit aber für  „Jugend/Aktivitäten/Medien-Erhebung Schweiz“. Die größte Schüler-Studie der Eidgenossen birgt eine große Überraschung: Nonmediale Freizeitbeschäftigungen sind – trotz Smartphone, Tablet & Co. – seit 2010 konstant geblieben. 79 Prozent treffen sehr häufig Freunde, 64 Prozent treiben Sport und 60 Prozent machen gerne mal gar nichts.

253 Minuten Freizeit

In der Freizeit gibt es so viel zu tun, dass wir fast keine mehr haben. Das trifft vor allem auf Jugendliche zu. Ihre Freizeit schrumpfte innerhalb von vier Jahren um mehr als eine halbe Stunde (36 Minuten) pro Tag. Der Durchschnittsdeutsche muss dagegen nur mit sieben Minuten weniger Freizeit auskommen als 2010. Insgesamt haben Jugendliche täglich vier Stunden und 13 Minuten freie Zeit zu füllen, was sie – wenig überraschend – hauptsächlich vor einem Bildschirm (Internet & Fernsehen) tun, so der Freizeit Monitor 2014 der Stiftung Zukunftsfragen, einer Initiative von British American Tobacco. Und welche Freizeit-Wünsche hätten Jugendliche, wenn der Freizeitstress nicht so groß wäre?

Bunt ist meine Lieblingsfarbe…

…und offenbar nicht nur meine. In nur zwei Jahren haben es die Macher aus Deutschland geschafft, das Holifestival of Colours in 30 Städten und sechs Ländern zu etablieren. Kern der Megapartys: Junge (und jung gebliebene) Menschen bewerfen sich mit buntem Pulver. Die farbenfrohen Bilder kennt man eigentlich aus Indien. Dort begrüßen die Menschen mit dem Holi-Fest den Wechsel vom Winter zum Frühling und nach hinduistischem Glauben auch den Sieg des Guten über das Böse. Die internationale Variante ist glaubenstechnisch eher jenseits von Gut und Böse, aber deshalb nicht weniger farbenfroh.

Deutschland im WM-Fieber

Für den Durchschnittsfan startet die Fußball-WM morgen Abend mit der Partie Brasilien gegen Kroatien. Für die Marktforscher war schon viel früher Anstoß: Sie haben bereits herausgefunden, dass 1,4 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland während der WM blau machen wollen – so eine Online-Befragung des Reiseportals ab-in-den-Urlaub.de. Grund der Krankmeldung: WM-Fieber. Mehr als zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent) wollen so viele WM-Spiele wie möglich sehen – weiß eine Studie der Marketinglehrstuhls 1 der Uni Hohenheim. Und wenn man der Schwarmintelligenz der deutschen Onliner glauben mag, wird Brasilien Weltmeister.