Jungen Deutschen vergeht die Reiselust

„Die schönste Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an.“ Dieses Zitat von Kurt Tucholsky hat die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen der neuen Tourismusanalyse 2016 vorangestellt. Doch genau das tut die junge Zielgruppe immer seltener. Nur 52 Prozent der 14- bis 34-Jährigen haben 2015 eine Reise von mindestens fünf Tagen Dauer unternommen – das sind satte vier Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Damit sank die Reiseintensität nach vielen Jahren erstmals wieder. Keine guten Nachrichten für die Tourismusbranche – doch was sind die Gründe für Reiseunlust und Urlaubsfrust der jungen Konsumenten? In erster Linie geht es ums Geld: Die jungen Verbraucher, so die Forscher, wollen weder aufs Ausgehen, noch aufs Smartphone oder aufs Shoppen verzichten und machen konsequenterweise lieber Urlaub auf Balkonien als im Alltag am Konsum zu sparen. Wenn die junge Zielgruppe verreist, dann aber deutlich häufiger ins Ausland; 76 Prozent der Jugendlichen und 79 Prozent der jungen Erwachsenen zieht es in die Ferne. Im Bevölkerungsdurchschnitt sind es nur 63 Prozent, der Rest bleibt in deutschen Landen. Doch wenn die Jungen verreisen, dann sparen sie nicht: Die unter 35-Jährigen gaben letztes Jahr im Schnitt 1.005 Euro für ihren Haupturlaub aus – etwa 42 Euro mehr als 2014.

Und die Reiseabsichten für dieses Jahr? Nur rund ein Drittel der Jugendlichen  (35,5 Prozent) plant eine Reise von mindestens fünf Tagen; bei den jungen Erwachsenen sind es immerhin 45,5 Prozent. Aber was nicht ist, kann ja noch werden (hofft die Tourismusbranche). Reisen lassen sich schließlich auch kurzfristig planen und buchen.

Allerdings dürfte die wachsende Zukunftsangst dafür sorgen, dass die Reiselust der Bundesbürger generell weiter leicht abnimmt. Zwar ist sind das Interesse am Urlaub und die Faszination des Reisens unverändert hoch. Doch Terrorangst, finanzielle Unsicherheit und die humanitäre Krise, die nun auch innerhalb der europäischen Grenzen spürbar wird, veranlassen mehr als jeden fünften Bundesbürger, für 2016 keinen Urlaub zu planen (ein Anstieg von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr).

Für die Tourismusanalyse 2016 wurden etwa 4.000 Personen ab 14 Jahren durch die GfK befragt – darunter rund 530 Jugendliche und junge Erwachsene.