Elke Löw

Landfrust: Das Internet wird zu langsam schneller

Früher waren Jugendliche auf dem Land aufgeschmissen, wenn die Busverbindungen schlecht waren. Heute sind sie es, wenn die Internetverbindung zu wünschen übrig lässt. Freunde von mir, die vor ein paar Monaten aufs Land gezogen sind, wissen von einem entsprechenden Drama in mehreren Akten zu berichten. Die Kurzfassung: Den schnellen Internet-Zugang fürs dörfliche Idyll hatten sie zwar bestellt, aber nicht bekommen. Jetzt sitzen sie, die sich für einen Teil der digitalen Elite halten, mit zwei Teenager-Töchtern, diversen Tablets, Laptops und Smartphones auf dem Land – und sind quasi abgeschnitten von der Welt.

Selbstfindung im Internet

Ego-Googeln ist zum Volkssport geworden: Fast drei Viertel der Internetnutzer (72 Prozent) haben sich schon selbst bei allgemeinen Suchmaschinen wie Google, Yahoo und Bing oder bei speziellen Anbietern wie 123people und Yasni gesucht. Jeder dritte Internet-Nutzer (35 Prozent) googelt regelmäßig seinen eigenen Namen, um herauszufinden, was im World Wide Web über ihn steht.

Oh Shit…Was tun, wenn der „Storm“ wütet?

„Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht“ – so definiert der „Duden“ den Begriff Shitstorm. Dank Facebook, Twitter und Co. kann heute jeder zum (Shit-)Sturm blasen. Mal ist der Auslöser ein Phantom-Tor, mal eine Scheibe Wurst, mal eine unbedachte Äußerung. Gerade trifft der üble Gegenwind Bayer-Leverkusen-Stürmer Stefan Kießling wegen seiner Reaktion auf das Phantom-Tor (heftige Beleidigungen inklusive). Letztes Jahr empörten sich Veganer massiv und medienwirksam, als Basketball-Star Dirk Nowitzki in einem ING-DiBa-Spot beim Metzger eine Scheibe Wurst aß. Und nach Angela Merkels „Das Internet ist für uns alle …“ wurde #Neuland zum hämischen Top-Twitter-Thema.

Zu viel Glotze, zu viel Internet

Viele Menschen in Deutschland wollen weniger fernsehen und seltener das Internet nutzen. Jeder Zweite schätzt derzeit seinen Fernsehkonsum als zu hoch ein, jeder Dritte hält die persönliche Internetnutzung für zu hoch. Als TV- und Web-Junkies empfinden sich vor allem junge Zielgruppen: Fast drei Viertel der 16- bis 29-Jährigen (73 Prozent) sagen von sich, dass sie zu häufig online sind.

Dies sind repräsentative Ergebnisse des Allensbacher Instituts für Demoskopie im Auftrag des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ).

 

 

Online durch die Pubertät

Schon vor der Erfindung des Internets war die Pubertät schrecklich – vor allem für die Eltern. Und der Schrecken fängt heute früh an, meist im Alter zwischen zehn und elf Jahren. Insofern deckt die Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (AGOF), seit sie jüngst die Altersgrenze für die Erhebung der Online-Reichweiten von 14 auf zehn Jahre gesenkt hat, endlich die komplette Pubertät ab. Fast drei Millionen Frühpubertierende, das sind 96 Prozent der Elf- bis 13-Jährigen, sind demnach online aktiv. Der Anteil der Nicht-Onliner in dieser Zielgruppe ist damit genauso hoch wie der Anteil der deutschen Haushalte ohne Fernseher. Doch was tut sich in der Online-Pubertät?

Not perfect, but erfolgreich

Im App-Store findet man (fast) alles. Unter anderem iTalk Smurf für 89 Cent. Inhalt: Ein Schlumpf, der alles, was man sagt, in Schlumpf-Sprech nachplappert und auf Bewegungen reagiert. So süß und sinnvoll wie die App selbst ist ihre Beschreibung im deutschen (!) App-Store. Zitat: „Beim Speichern Schlumpf Videos zu verwenden mit Facebook/text/WhatsApp stellen Sie bitte sicher, dass Sie Clumsy Finish lassen vor dem Anhalten der Aufnahme. Die Video-Aufzeichnung Aufzeichnungen, was ungeschickt macht – wenn Sie nicht sehen, er es tun wird es nicht aufgenommen werden.“

Hilfe, ich bin nomophob

Seuchenbeauftragte warnen vor zwei neuen, sich rasant ausbreitenden Epidemien: Nomophobie und MAIDS. Beide sind offenbar hochgradig ansteckend und grassieren überwiegend in jungen Zielgruppen. Als bekennender Hypochonder habe ich natürlich sofort die Symptome gegoogelt – und prompt an mir entdeckt. Erstes Symptom der Nomophobie ist, dass man sich „nackt“ fühlt, wenn man kein Handy dabei hat. Im zweiten Stadium folgen Schweißausbrüche und Angstzustände, falls der Akku leer, das Netz oder das Handy weg ist.