Die Deutschen lügen, dass sich die Balken biegen. Und ganz vorne mit dabei an der Schummelfront: die junge Generation. Mit der reinen Wahrheit kommt man nicht allzu weit. Damit verprellt man Freunde, macht sich unbeliebt und beschädigt seine Karriere. Diese durchaus lebensnahe Erkenntnis ist gerade unter jungen Menschen verbreitet.
Das zeigt die Umfrage Ehrlichkeit: Wie viel Pinocchio steckt in den Deutschen? : 72 Prozent der 18- bis 29-Jährigen geben an (beziehungsweise zu), täglich im Durchschnitt acht Mal zu lügen. Die gute Nachricht: Mit steigendem Alter nimmt die Liebe zur Wahrheit zu; „nur“ 45 Prozent der Senioren (60 bis 69 Jahre) nehmen es mit ihr nicht so genau und beschränken sich auf fünf Falschaussagen pro Tag.
Belogen werden mit Vorliebe Bekannte (24,8 Prozent), Partner (17 Prozent) und Arbeitskollegen (16,4 Prozent). Auch enge Freunde sollten nicht allzu vertrauensselig sein; sie folgen an fünfter Stelle der Meistbetrogenen, noch vor Eltern und Vorgesetzten. Irgendwie blamabel, dieses Ergebnis; dreht es sich bei der Ehrlichkeit doch um eine der vermeintlichen Kardinaltugenden der Deutschen (neben Fleiß, Pünktlichkeit u.s.w.).
Aber ganz so schlimm, wie dieser Befund aussieht, ist er nicht. Denn ein Großteil der Schummeleien erfüllt einen ehrenwerten oder wenigstens nachvollziehbaren Zweck. 26 Lügen pro Monat dienen dazu, einem Mitmenschen eine Freude zu machen oder ihn aufzumuntern; 19 sollen Trost spenden oder dem Schutze dienen und 16 erfolgen, um dazu zu gehören oder gemocht zu werden. Häufig wird freilich auch gelogen, um Fleiß vorzutäuschen, wo keiner ist (24 Lügen pro Monat), oder um in Ruhe gelassen zu werden (21). Gerade letzteres Motiv ist weit verbreitet: Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gibt an, eine andere Verpflichtung zu haben, wenn man keine Lust zu einem Treffen mit Bekannten hat.
Um wie sieht der typische Lügner aus? Die Statistik weiß es: Am wenigsten zu trauen ist einem im November geborenen Mann im Alter von 30 bis 39 Jahren, der in einer Lebenspartnerschaft lebt und in Thüringen wohnhaft ist. Und Statistiken lügen bekanntlich nicht.
Die Online-Befragung „Wie viel Pinocchio steckt in den Deutschen?“ wurde im Oktober 2015 von myMarktforschung unter 1024 18- bis 69-jährigen Deutschen erhoben und im Februar 2016 veröffentlicht.
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