Social Media

Erste Diät mit 12, erster Sex mit 17

Dr. Sommer (den es nie gab) tut, was er immer schon tat: Er klärt das junge Deutschland auf. Früher im Auftrag der guten alten Jugendzeitschrift Bravo, heute im Dienste der „Multimediamarke Bravo“. Soeben veröffentlichte die Bauer Media Group die Dr. Sommer-Studie 2016. Das erste, für Eltern vermutlich erfreuliche Ergebnis: Youporn & Co haben offenbar wenige Auswirkungen auf das reale pubertäre Liebesleben.

Ich bin dann mal weg – bei Facebook

Mitte letzten Jahres berichteten wir über ein kleines zartes „Trendchen“ – mittlerweile hat es sich zum ausgewachsenen Trend gemausert: Man kann als junger Mensch wieder ohne soziale Netzwerke wie Facebook existieren! Das haben inzwischen mehr als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen festgestellt. Während 2012 noch 87 Prozent der zwölf – bis 19-jährigen Internet-Nutzer „zumindest selten“ soziale Netzwerke besuchten, sank der Anteil der wenigstens gelegentlich Aktiven auf aktuell 73 Prozent. Auch bei den regelmäßigen Nutzern gab es massive Einbrüche, so die JIM-Studie 2014 des Medienpädagogischen Forschungsdienstes Südwest (Stuttgart).

E-Mail? Wie altmodisch!

E-Mail ist bei Jugendlichen fast so out wie der klassische Brief auf Papier. Auf die Frage nach ihren drei wichtigsten Kommunikationskanälen nennen nur noch sieben Prozent der 10- bis 18-Jährigen die E-Mail. Lediglich der Brief auf Papier, von der (Schnecken-)Post befördert, wird noch seltener angegeben (drei Prozent). Die wichtigsten Wege um sich mit Freunden auszutauschen sind Handy-Kurznachrichten inklusive WhatsApp (70 Prozent) sowie persönliche Gespräche (66 Prozent), gefolgt von Festnetztelefonaten (36), Social Media (32) und Handyanrufen (28 Prozent) – so eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom.
Doch nicht nur deutsche Jugendliche wenden sich von der einst so unentbehrlichen E-Mail ab. Das Marktforschungs-Institut TNS Infratest spricht global schon vom „Death of E-Mail Marketing“.

Wahre und andere Freunde

Wie kann man mit Hunderten von Menschen in sozialen Netzwerken „befreundet“ sein? Was bedeutet eigentlich „Freundschaft“ im Zeitalter von Facebook? Über die Inflation des Begriffs haben Journalisten, Soziologen und Psychologen schon Hunderte von langen Artikeln geschrieben. Dabei ist die Antwort ebenso kurz wie einfach: Echte Freundschaft bedeutet für Teenager und junge Erwachsene genau dasselbe wie für frühere Generationen, die in den tristen Zeiten ohne Internet, Smartphone oder Social Media aufwuchsen. Freunde reden miteinander, sie treffen sich, sie unternehmen etwas gemeinsam. Das zeigt jetzt die DIVSI U25-Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (Hamburg). Demnach haben 18- bis 24-Jährige im Schnitt 175 Online-Freunde, von denen sie rund 100 persönlich kennen. Etwa 20 treffen sie regelmäßig, neun davon zählen sie zu ihren engeren Freunden – inflationsbereinigt um die reinen Online-Bekanntschaften dürfte sich die Anzahl realer Freunde in den letzten Jahren also nicht großartig verändert haben.

Oh Shit…Was tun, wenn der „Storm“ wütet?

„Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht“ – so definiert der „Duden“ den Begriff Shitstorm. Dank Facebook, Twitter und Co. kann heute jeder zum (Shit-)Sturm blasen. Mal ist der Auslöser ein Phantom-Tor, mal eine Scheibe Wurst, mal eine unbedachte Äußerung. Gerade trifft der üble Gegenwind Bayer-Leverkusen-Stürmer Stefan Kießling wegen seiner Reaktion auf das Phantom-Tor (heftige Beleidigungen inklusive). Letztes Jahr empörten sich Veganer massiv und medienwirksam, als Basketball-Star Dirk Nowitzki in einem ING-DiBa-Spot beim Metzger eine Scheibe Wurst aß. Und nach Angela Merkels „Das Internet ist für uns alle …“ wurde #Neuland zum hämischen Top-Twitter-Thema.

Gefühlte Wahrheit bei der Wahlberichterstattung

Wer die Wahlberichterstattung der Fernsehsender verfolgte, hatte den Eindruck, dass Deutschland ein Twitterland sei und die Bundestagswahl das spannendste Tweet-Thema aller Zeiten. Immer wieder wurden in den Wahlsendungen Tweets eingeblendet – ist ja auch so schön praktisch: maximal 140 Zeichen, oft provokant und für die Sender kostenlos.