Das Handy als Beziehungskiller?

Ein italienisches Restaurant in München, Freitag kurz vor 22 Uhr. Das Pärchen am Nebentisch hat gegessen, getrunken – und seit anderthalb Stunden kein Wort mehr miteinander gesprochen. Ein altes Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hat? Weit gefehlt – die beiden sind Mitte 20 und haben offenbar großes Mitteilungsbedürfnis – Anwesende allerdings ausgenommen.

Sie kommunizieren nicht miteinander, sondern nebeneinander her. Jedenfalls legen sie ihre Smartphones nur zur Seite, wenn das Essen unbedingt Messer UND Gabel erfordert und ihnen eine dritte Hand fehlt, um weiter zu chatten, simsen, zu Whatsappen, zu streamen, zu surfen oder zu sharen. Oder schicken sich die beiden gegenseitig Nachrichten? „Bin beim Italiener. Lecker Pizza“ … „Bin auch da lol. Tagliatelle sind supi.“ Wohl eher nicht, und wir ahnen: Wenn nicht beide gleichermaßen verliebt sind in die Möglichkeiten mobiler Kommunikation, könnte das Multifunktionshandy die Beziehung auf eine harte Probe stellen. Zugegeben – wir wissen nichts über den Beziehungsstatus des Pärchens am Nebentisch. Aber: Ein Viertel der Deutschen ist eifersüchtiger auf das Smartphone des Partners – und die Zeit, die er damit verbringt – als auf einen möglichen Nebenbuhler, wie eine aktuelle Studie von TNS Emnid im Auftrag von E.ON ergab.

Bei den unter 30-Jährigen ist die Eifersucht auf das Smartphone am größten: Knapp 40 Prozent der Jüngeren geben an, eifersüchtiger auf das technische Spielzeug zu sein als auf eine andere Frau oder einen anderen Mann. Ein Ergebnis, das uns angesichts der Szene beim Italiener in München nicht wirklich wundert. Ein Restaurantbesitzer in Israel löst das Smartphone-Problem auf seine Weise, berichtet die Süddeutsche Zeitung: Im Abu-Gosch-Restaurant gibt es eine neue Regel. Wer beim Essen sein Handy ausschaltet, bekommt 50 Prozent Rabatt auf die Rechnung. Seitdem, so berichtet die SZ, unterhalten sich die Gäste wieder miteinander, keiner quatscht etwas in die Welt hinaus, keiner checkt seine Mails. Der Wirt sieht das als Beitrag zur Esskultur – und verhindert vielleicht so manche Beziehungskrise.