Interview

Digital Natives sehen sich als Veteranen des Internet

„Digital Natives sehen sich als Veteranen des Internet“

Zu diesem Ergebnis kommt das rheingold Institut, das das Verhältnis der 20- bis 30-Jährigen zum Internet in der qualitativen Studie #NEXTGEN psychologisch untersucht hat. jugendvonheute.de sprach mit Projektleiterin Patricia Archut, die selbst noch zur Zielgruppe gehört, über die Ergebnisse – und über ihre eigenen Einstellungen und Nutzungsgewohnheiten.

jugendvonheute Was ist denn aus Ihrer Sicht das überraschendste Ergebnis der Studie?
Patricia Archut Überraschend ist, dass sich die 20- bis 30-Jährigen selbst – obwohl extrem vertraut mit digitalen Angeboten – als Veteranen des Internets und längst nicht mehr in allen Belangen auf der Höhe der Zeit erleben, was die digitalen Entwicklungen angeht. Man hat, so das Selbstbild,seine Sturm- und Drangzeit bereits hinter sich. Auffällig ist die pragmatische Haltung, wenn es um die Nutzung des Internets und Angebote wie beispielsweise Apps und soziale Netzwerke geht. Man surft weniger wild herum, sondern ist eher um ein überschaubares relevant set bemüht, das einem hilft, den Überblick zu behalten. Entscheidend ist vor allem der konkrete Nutzen, den die verschiedenen ‚Verlockungen‘ bieten. Und wenn der sich nicht relativ schnell herausstellt, fliegt das Angebot vom digitalen Radar.

jugendvonheute Was macht die Zielgruppe der 20- bis 30-Jährigen generell so spannend, wenn man Einstellungen zu Internet und Nutzungsgewohnheiten qualitativ untersucht?
Patricia Archut Das Interessante an der Altersgruppe ist, dass sie mit Google, Apple, Facebook & Co erwachsen geworden ist. Das Internet ist für sie eine ganz alltägliche, vertraute und keineswegs spektakuläre Angelegenheit. Sie sind zwar Digital Natives, gehören aber noch nicht zu denen, die komplett mit digitalen Innovationen wie beispielsweise Touchscreens oder Social Media aufgewachsen sind. Deshalb nennen wir sie die „Digital Adults“.

jugendvonheute Sie gehören selbst zu den Digital Natives, Pardon!, zu den Digital Adults. Finden Sie Ihre eigene Nutzung in den Resultaten wieder?
Patricia Archut Durchaus. Ich finde es zum Beispiel interessant, wie sehr sich digitale Angebote bei mir bewähren müssen, um überhaupt in meinem Blickfeld und dann auch auf meinem Smartphone zu landen. Viele Dinge brauchen inzwischen mehrere Anläufe, bis sie sich in mein relevant set vorkämpfen können.

jugendvonheute Haben Sie dafür ein Beispiel?
Patricia Archut Snapchat ist so eine Entwicklung. Da ist die Generation nach mir sicher wesentlich fitter und unbedarfter im Umgang. Bei mir hat es auch seine Zeit gebraucht – mit mehrmaligem Downloaden und wieder löschen – bis ich richtig Spaß daran hatte. Allerdings bin ich auch jetzt lediglich passiver Beobachter vieler Blogger, mit denen ich meine Leidenschaft für Mode teile. Bis ich selbst mal ‚snappe‘, dauert es wahrscheinlich noch ein paar digitale Zeiteinheiten. Vielleicht muss auch erst eine andere soziale Plattform wegfallen …

jugendvonheute Das führt uns zurück zur Studie. Auch da haben Sie ja festgestellt, dass die junge Zielgruppe Online-Angebote sehr selektiv nutzt. Warum?
Patricia Archut Ausschlaggebend für das starke Filtern der digitalen Angebote ist unter anderem die selbst empfundene Abhängigkeit von digitalen Medien und Devices. Man kann sich ein Leben ohne nicht mehr vorstellen und trotzdem (oder gerade deswegen) sucht man nach Limitierungen, um sich von der Komplexität kontinuierlicher Innovationen und permanenter Informationen zu befreien. Besonders spürbar wird die digitale Überdrüssigkeit bei neuen Entwicklungen im Netz, bei denen die Digital Adults nur noch bedingt bereit sind, mitzugehen oder zumindest abwarten, bis sie nicht mehr darum herumkommen.

jugendvonheute Was bedeutet das für neue Produkte?
Patricia Archut Produkte und Marken sind nicht mehr automatisch interessant und magisch, nur weil sie digital und neu sind. Sie müssen sich optimal in den Alltag der User einfügen und einen starken Nutzen bieten, um damit dann vielleicht auch einen anderen Player im relevant set zu ersetzen.

jugendvonheute Welche Angebote sind denn unter dem Nutzenaspekt in der Zielgruppe heute besonders beliebt?
Patricia Archut Als besonders praktisch und relevant werden vor allem Angebote wie Soziale Netzwerke, Musik-Streaming, YouTube, Angebote der Fernsehsender oder Video on Demand empfunden. Dazu kommen Navigatoren für den Alltag – wenn es also beispielsweise um Shopping, Routenplanung, Bezahlmethoden, Reiseplanung und -buchung oder den Kauf von Tickets geht.

Eine Zusammenfassung der Studie #NEXTGEN finden Sie HIER.

Interview mit René Lamsfuß

„Egozentrisch, sozial
und bodenständig …“

... so beschreibt eine neue Studie die Millennials. Warum diese Charakterisierung der jungen Zielgruppe nur auf den ersten Blick widersprüchlich ist und was das fürs Marketing bedeutet, erklärt der Chief Research Officer von VivaKi und Managing Director der Beratungsagentur Ninah im Gespräch mit jugendvonheute.de

jugendvonheute Warum tut sich das Marketing mit der jungen Zielgruppe der 18- bis 34-Jährigen generell so schwer?
René Lamsfuß Sie passen nicht in das Raster, das Sozialwissenschaftler und Kommunikationsexperten in den letzten Jahrzehnten über junge Zielgruppen gestülpt haben. Das Schema F, demzufolge eine Generation diese und jene Werte hat und entsprechend agiert, funktioniert nicht mehr – und seine Übersetzung in eine Marketingstrategie erst recht nicht.

jugendvonheute Was muss das Marketing aus Ihrer Sicht vorrangig ändern, um mit dieser Zielgruppe richtig umzugehen?
René Lamsfuß Es muss schneller werden. Auf Branchenveranstaltungen wird immer noch darüber geredet, wie die verschiedenen Medienkanäle verschmelzen und dass das mobile Zeitalter jetzt wirklich beginnt. Davon reden wir doch schon seit zehn Jahren – und versuchen immer noch, alles in unsere klassische Mediensystematik zu pressen. Der jungen Zielgruppe ist das egal – sie hat den Wandel längst vollzogen. Technik und Medien helfen ihr, das Leben zu organisieren: Von Entertainment bis Information, von Terminkoordination bis Banking. Für die Millennials spielt es längst keine Rolle mehr, ob das alles auf dem Handy, dem Tablet oder dem Laptop stattfindet.

jugendvonheute Mit der Millennial-Studie „The Pursuit of Happiness“ haben Sie die Zielgruppe unter die Lupe genommen. Worum ging es Ihnen dabei vor allem?
René Lamsfuß Zum einen wollten wir wissen, wie diese Generation tickt, die stärker nach ihrem persönlichen Glück strebt als jede andere vor ihr, und was sie umtreibt. Zum anderen ging es um die Frage, wie man diese Erkenntnisse in Marketingstrategien integrieren kann. Und letztlich war für uns als Agentur natürlich entscheidend, in welcher Situation man die Zielgruppe über welche Touchpoints erreicht. Denn was nützen die schönsten Erkenntnisse, wenn ich sie nicht in der strategischen Planung umsetzen kann.

jugendvonheute Fangen wir doch mal damit an, wie die junge Generation tickt …
René Lamsfuß … auf jeden Fall anders als die Generationen vor ihr! Die Millennials sind gleichermaßen egozentrisch, bodenständig und ausgesprochen sozial. Das mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen. Ist es aber nicht. Sie möchten – Stichwort Ego – ihre Träume verwirklichen. Sie wissen genau, was sie wollen, und haben konkrete Vorstellungen, was zum Beispiel ihre Karriere angeht. Gleichzeitig sind soziale Beziehungen enorm wichtig, wobei die Familie für sie an erster Stelle steht, noch vor Liebe & Partnerschaft. Konservative Werte sind für die junge Zielgruppe von großer Bedeutung, sie sucht nach Sicherheit und Beständigkeit.

jugendvonheute Rebellion war gestern…
René Lamsfuß … oder vorgestern. Ein Beispiel: Früher galt man als erwachsen, wenn man zu Hause ausgezogen war. Die Millennials haben für das Erwachsensein ganz andere Kriterien: eigene Entscheidungen treffen, finanzielle Unabhängigkeit, im Berufsleben stehen. Von zu Hause auszuziehen ist fürs Erwachsensein nicht mehr so entscheidend, weil sich die meisten Millennials gut mit ihren Eltern verstehen. Das klingt jetzt alles sehr nach Friede, Freude, Eierkuchen. Es ist aber nur der große Rahmen, in dem sich etwa zwei Drittel der Millennials bewegen. Das Individuum aber steht mehr denn je im Vordergrund – auch weil es noch nie so viele Möglichkeiten gab, sein Leben, seine Kommunikation und seine sozialen Kontakte so zu organisieren wie man will.

jugendvonheute Und was bedeutet das aus Ihrer Sicht für das Marketing?
René Lamsfuß Für die Millennials sind Marken wichtig, mit deren Werten und Zielen sie sich identifizieren können. Das klingt erst mal wie ein klassischer Marketingspruch. Was dahintersteckt ist, dass wir hier eine sehr heterogene Gruppe haben und es deshalb wirklich darum geht, sich auf die Werte des Einzelnen zu fokussieren. Deshalb passt beispielsweise das Thema Content Marketing – am besten personalisiert und on demand – sehr gut zur Zielgruppe. Wir haben die Millennials gefragt, was beim Kauf einer Marke für sie relevant ist. Zwei Drittel sagen: Ich kaufe Marken, die für Werte und Ziele stehen, die mir wichtig sind – mit Betonung auf „mir“.

jugendvonheute Klingt, als wäre es mit Patentrezepten für die Kreation schwierig. Gibt es dennoch eine Grundregel?
René Lamsfuß Millennials verlangen auch von Marken des täglichen Lebens, dass die authentisch sind und ihnen persönlich einen Mehrwert bieten. Das ist das große Thema, das die Kreativen angehen müssen. Natürlich darf Werbung lustig sein, aber sie darf nichts vorgaukeln, was die Marke letzten Endes nicht halten kann. Das sah man früher nicht so eng.

jugendvonheute Und wenn ich endlich ein wunderbares, kreatives und authentisches Werbekonzept habe – wie bringe ich es dann noch an die fragmentierte Zielgruppe?
René Lamsfuß Nicht mit Standardkampagnen wie früher, bei denen man sich die Reichweite über TV holte. Junge Erwachsene sitzen in der Regel nicht mehr zu einer bestimmten Uhrzeit vor dem Fernseher, weil sie ganz andere Zeitkonstrukte haben und ganz andere Touchpoints bei der gesamten Informationssuche zu Produkten. Wenn ich viele Kontakte erreichen will und auch die Millennials, die ich mit linearem Fernsehen nicht oder kaum noch erwische, weil sie zu spät nach Hause kommen, Video on Demand und Mediatheken nutzen, muss ich mir Gedanken darüber machen, wie ich sie auf digitalen Kanälen erreiche – auf ihren Smartphones, auf ihren Laptops. Wir haben in unserer Studie die TV-Nutzung zwar nicht gemessen und sicher unterschätzt man die eigene Sehdauer gerne etwas: Aber wenn 39 Prozent der befragten Millennials sagen, dass sie weniger als sechs Stunden pro Woche fernsehen, ist klar: TV ist für sie nicht mehr der First Screen. Mehr als ein Drittel sagen, dass sie Smartphone und Laptop pro Woche über 20 Stunden nutzen. Beim Fernseher sind gerade mal noch 18 Prozent. Das heißt auch, dass wir Werbebotschaften anderes verpacken müssen, weil der meistgenutzte Bildschirm sehr viel kleiner geworden ist.

jugendvonheute Marketing für Millennials – spannend aber schwierig?
René Lamsfuß Leichter wird es nicht. Aber es ist auch eine große Chance. Dank der digitalen Medien können wir als Werber auch mit Produkten des täglichen Bedarfs junge Konsumenten viel persönlicher ansprechen. Tausend verschiedene TV-Spots kann man nicht drehen. Digital aber kann man ohne allzu großen Aufwand auf unterschiedlichen Kanälen mit den verschiedensten Elementen spielen, um zu einer Art One-to-One-Kommunikation zu kommen. Das funktioniert aber nur, wenn man der Zielgruppe glaubwürdig vermitteln kann, dass man sich wirklich auf sie einlässt.

René Lamsfuß ist Chief Research Officer von VivaKi und Managing Director der Düsseldorfer Beratungsagentur Nihah (beide gehören zur ZenithOptimedia Gruppe). Die Aufbereitung der internationalen Ergebnisse der Millennial-Studie „The Pursuit of Happiness“ finden Sie hier, Ergebnisse für Deutschland unter diesem Link.

Interview mit Sabine Kadolph, Dr. Sommer-Team der Bravo

Pubertät 3.0

Was Jugendliche wirklich beschäftigt, weiß wohl kaum jemand so genau wie Dr. Sommer von Bravo. Da es ihn aber bekanntlich nie gegeben hat, sprachen wir mit Sabine Kadolph, einer seiner „Stellvertreterinnen“, über eine schwieriger gewordene Pubertät, nahbare Stars und das wachsende Gesundheitsbewusstsein der Jugendlichen.

jugendvonheute Sind Jugendliche dank Google, Wikipedia, YouTube & Youporn heute abgeklärter und aufgeklärter?
Sabine Kadolph Abgeklärt sind sie sicher nicht und sie sind auch nicht so aufgeklärt, wie man annehmen möchte. Natürlich haben sie mehr Möglichkeiten, sich zu informieren – aber das „Mehr“ an Information schürt auch neue Unsicherheiten.

jugendvonheute Welche Unterschiede gibt es aus Ihrer Sicht zwischen der Pubertät 3.0 und der analogen Pubertät in den 90er Jahren?
Sabine Kadolph Zunächst hat sich die Pubertät an sich nicht verändert. Es ist eine schwierige, aber auch eine sehr schöne und spannende Zeit. Sie beginnt vielleicht ein bisschen früher und die Jugendlichen sind heute auch etwas ungeduldiger, erwachsen zu werden. In den Jahren, in denen der Körper reift, möchten sie schon dieses fertige Körperbild haben, das ihnen gefällt. Der Versuch, sich abzugrenzen, anders sein zu wollen als die Erwachsenen, ist aber nach wie vor da. Was sich gravierend verändert hat, ist die Kommunikation – von Facebook bis Instagram, von Whats App bis Snapchat.

jugendvonheute Ist die Pubertät schwieriger geworden?
Sabine Kadolph Ja. Denn die Jugendlichen sind in der Zeit, in der all diese Veränderungen stattfinden, ohnehin sehr gefordert. Sei es schulisch, sei es in der Familie. Das Elternhaus ist oft nicht mehr so da wie früher – es gibt viele Alleinerziehende und neue Familienkonstellationen. Außerdem sind Jugendliche in der Schule heute viel stärker gefordert als früher und schon sehr in die Zukunft orientiert. Dazu kommt der Druck, bei den Klassenkameraden angesehen und beliebt zu sein. Das alles zu vereinbaren, ist schwierig – und Spaß haben will man ja auch noch.

jugendvonheute Sie sind fast 25 Jahre im Dr. Sommer-Team. Wird es Ihnen nicht manchmal langweilig, immer wieder die gleichen Fragen Pubertierender zu beantworten? 
Sabine Kadolph Überhaupt nicht. Mein Job ist und bleibt spannend. Auch wenn manche Fragen immer wieder kommen, so werden sie doch immer wieder auf neue Art und in anderen Zusammenhängen gestellt.

jugendvonheute Was sind denn die Fragen-Klassiker in neuem Gewand?
Sabine Kadolph Alles rund um das Thema Aufklärung. Und auch mit der Frage „Was ist normal?“ haben wir es quasi tagtäglich zu tun. Ist mein Körper normal? Ist es normal, dass ich schon mit elf meine Tage habe oder mit 14 noch nicht? Ist es normal, dass alle in meiner Klasse größer sind als ich? Diese Fragen bleiben, weil man sich in diesem Alter eben nicht allzu sehr von Anderen unterscheiden will. Und natürlich dreht es sich auch immer wieder ums Verliebtsein: Wie mache ich ihn auf mich aufmerksam? Wie spreche ich sie an?

jugendvonheute Vom Verliebtsein zum Anhimmeln: Früher gehörte das Poster überm Bett zum Teenager-Dasein. Man hat aber den Eindruck: Je intensiver im Fernsehen Superstars gesucht werden, desto weniger scheinen sie die Jugend zu interessieren?
Sabine Kadolph Da muss ich widersprechen. Stars gibt es nach wie vor. Es ist nur eine ganz neue Art von Stars hinzugekommen – die YouTuber, die ganz nah dran sind an der Welt der Jugendlichen. Bibi oder Dagi Bee sind wie die Teenager selbst und beschäftigen sich mit den gleichen Themen. Und deren Poster hängen dann auch im Zimmer. Was es nicht mehr gibt, sind Stars, die über Jahre hinweg mehrere ,Generationen` von Teenagern begeistern, so wie früher Boybands wie Take That. Das ist alles viel schnelllebiger geworden.

jugendvonheute In der eben erschienenen Bravo Dr.-Sommer-Studie 2016 werden die 11- bis 17-Jährigen als „Generation Selfie“ bezeichnet. Sind die massenweisen Selbst-Postings aus Ihrer Sicht Fluch oder Segen?
Sabine Kadolph Beides. Auf der einen Seite ist es gut fürs Ego, sich selbst darzustellen und bewerten zu lassen. Vor allem, wenn dann noch das Feedback kommt: Du siehst toll aus! Aber es kann natürlich schnell ins Gegenteil umschlagen.

jugendvonheute Eben startete die neue Staffel von Germany´s next Topmodel. Und in der Dr. Sommer Studie geben 78 Prozent der Jugendlichen an, dass es einen Zusammenhang zwischen Beliebtheit und „dünn sein“ gibt. Was bedeutet das für die Jugendlichen
Sabine Kadolph Sie spüren einen großen Druck. Aber ich würde das nicht nur an dieser Sendung festmachen. Dass gutes Aussehen und Schlanksein wichtig sind, wird ja überall vorgelebt. Auch deshalb sehen wir es als eine unserer größten Aufgaben, das Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu stärken. Denn nur so können sie sich auch in Bezug auf Liebe und Sexualität frei äußern, sagen, was ihnen Spaß macht und was sie sich wünschen – um nur ein Beispiel zu nennen.

jugendvonheute Gibt es denn aus Ihrer Sicht ein Thema, bei dem sich die Jugend von heute besonders deutlich von früheren Teenager-Generationen unterschiedet? 
Sabine Kadolph Was sich total verändert hat ist, dass die Jugendlichen sehr, sehr gesundheitsbewusst geworden sind: Nicht Rauchen, keine Drogen, viel Körperpflege, bewusst Sport treiben und möglichst gesund essen. Wie kann ich mich vegetarisch oder vegan ernähren? Was kann ich machen, um meine Bauchmuskeln zu stärken? Wie kann ich das Beste aus meinem Typ machen? Solche Fragen kommen heute sehr viel früher. Da treffen dann Youtube-Stars wie Bibi mit ihren Schmink- und Styling-Tipps voll ins Schwarze. Das macht den Jugendlichen dann richtig Spaß und das ist dann auch eine sehr schöne Seite dieses Alters. Und wenn Jugendliche dann noch Freunde haben, kann die Pubertät eine ganz, ganz tolle Zeit sein.

Sabine Kadolph ist seit fast 25 Jahren im Dr. Sommer-Team. Das Dr.-Sommer-Team liefert seit 1969 bei allen Fragen rund um Liebe, Sex, Körper und Beziehungen Antworten für die Jugendlichen. Die Rubrik wurde beim Relaunch 2014 auf sieben Seiten deutlich erweitert: mit dem Dr. Sommer-Klassiker „Deine Fragen der Woche“ auf einer Doppelseite, dem Special zu einem aktuellen Thema aus der Lebenswelt der Leser, im Wechsel der Bodycheck und die Rubrik „Das erste Mal“ (zu Themen wie der erste Streit, der erste Sex, das erste Mal beim Anderen übernachten etc.) und dem Pärchen-Talk „Liebe & Sex“. Auf BRAVO.de hat Dr. Sommer einen eigenen Channel; Dr. Sommer-TV bietet ausgewählte Themen im Videoclip-Format.

Interview mit Robin Stein, BABO blue

„Wir entwickeln weitere innovative Getränke“

Robin Stein ist einer der fünf Brau-Studenten, die sich vor einem knappen Jahr mit BABO blue selbständig gemacht haben. Auf das blaue Biermix-Getränk muss die junge Zielgruppe gerade verzichten: Es ist ausverkauft/ausgetrunken. Nachschub kommt im März. Die Gründer aber denken schon einige Schritte weiter.

jugendvonheute Eure Zielgruppe sind junge Erwachsene – also quasi ihr selbst. Was hat BABO blue – und was muss ein neues Lebensmittel generell deiner Meinung nach haben, um bei der jungen Zielgruppe einzuschlagen?
Robin Stein Das Wichtigste ist, dass ein neues Produkt einfach schmeckt. Es kann noch so viel Aufmerksamkeit erregen, noch so gut aussehen: Wenn es dem Konsumenten nicht schmeckt, kauft er es höchstens ein Mal. Und das ist dann wirklich kein Geschäftsmodell. Bei Design oder Marketing aber ist es natürlich ein Vorteil, selbst zur Zielgruppe zu gehören.

jugendvonheute Ein blaues Biermixgetränk – das klingt zunächst nach einer Schnaps-, Pardon!, Bier-Idee. Ihr aber habt ein geeignetes Produkt für einen Innovationswettbewerb gesucht, den ihr später auch gewonnen habt. Wie habt ihr die Marktlücke gefunden?
Robin Stein Wir brauchten ein Produkt, dass es auf dem deutschen Markt in dieser Form nicht gibt. Unsere „Marktforschung“ war die Recherche in Getränkemärken, Supermärkten und Kneipen. Dabei haben wir festgestellt, dass es zwar Bier in blauen Flaschen, aber kein blaues Getränk gibt. Und damit hatten wir dann auch gleich die technische Herausforderung für den Wettbewerb der TU München: Denn wenn man zu Bier blauen Farbstoff gibt, wird es erst mal grün.

jugendvonheute Ihr habt nicht nur den Wettbewerb gewonnen, sondern anschließend auch einen PR-Coup gelandet: Eure Teilnahme an VOX-Show „Die Höhle der Löwen“ hat sicher dazu beigetragen, dass die ersten 200.000 Flaschen ausverkauft sind. Aber medialer Hype lässt beinahe zwangsläufig nach. Was kommt danach?
Robin Stein Natürlich flaut das Interesse ab. Und der Lebenzyklus eines Biermix-Getränks ist auch eher kurz. Deshalb setzen wir mit unserem Unternehmen auf weitere innovative Produkte. Ich will noch nicht zu viel verraten – aber wir werden neue Getränke in anderen Farben und mit besondere Effekten auf den Markt bringen. Wir wollen die Marke BABO mit Produktneuheiten am Leben erhalten.

jugendvonheute Mit eurer Firma BABO Beverages setzt ihr darüber hinaus auf das Thema Beratung. Arbeitsmangel oder Langeweile können für dieses Angebot nicht der Grund gewesen sein?
Robin Stein Das stimmt. Aber wir werden im Endeffekt alle Ingenieure der Getränke- und Lebensmitteltechnologie. Davon braucht man aber auf Dauer keine fünf und auch keine drei, wenn man eine Firma gründet, die vor allem auf Vertriebsaufgaben ausgelegt ist. Deshalb haben wir schon früh andere junge Start-ups bei der Getränkeentwicklung und beim Markteintritt beraten. Die ersten Projekte laufen – demnächst wird ein Tonic Water auf den Markt kommen, das wir mitentwickelt haben.

jugendvonheute Du hast es eben angedeutet – vom Gründungsteam haben sich zwei Kollegen im Januar verabschiedet. Warum?
Robin Stein Für Kaspar haben sich interessante Möglichkeiten in der Industrie ergeben und Josef möchte sich beruflich schlicht anders orientieren. Wir stehen aber noch im regen Austausch. Die beiden sind also nicht aus der Welt. Aber aus fünf Babos sind drei geworden – Ludwig, Patrick und ich. Und wir konzentrieren uns in diesem Monat erst mal auf unseren Uni-Abschluss.

jugendvonheute Da trifft es sich ja gut, dass BABO Blue ausverkauft/ausgetrunken ist. Durstige müssen sich ohnehin bis zur nächsten Auslieferung im März gedulden. Was steht – nach und neben den Abschlussarbeiten – als nächstes auf eurem Plan?
Robin Stein Wir müssen uns um die Vorbestellungen und den Aufbau neuer Vertriebsstrukturen für den Neustart im März kümmern.

jugendvonheute Und wie sieht es mit Marketingaktivitäten aus?
Robin Stein Natürlich versuchen wir, so gut es geht, die PR-Schiene weiter zu fahren. Und Social Media ist definitiv ein wichtiger Punkt. Zum einen haben wir nach der Ausstrahlung der Sendung enorm viel Feedback bekommen. Zum anderen – und das ist vielleicht noch wichtiger – haben wir dadurch den direkten Kontakt zu unseren Kunden. Jetzt hoffen wir, mit einem neuen Produktdesign und einem neuen Internetauftritt für die nächste Auslieferung noch mal Aufmerksamkeit erzielen. Dann werden wir sehen, was das Ganze abwirft, bevor wir entscheiden, wie viel wir ins Marketing investieren können.

Das BABO-Team (v.l.): Ludwig Gerlinger, Patrick Loy und Robin Stein
Mehr Information über die Gründer von BABO Beverages und die kurze, aber bewegte Geschichte von BABO blue gibt es auf der Website des Produkts.