Von Sex-Selfies und Porno-Selbstdarstellern

Viele Menschen lassen sich nur ungern fotografieren. Umso lieber fotografieren sie sich inzwischen selbst – und lassen die Welt per Twitter, Facebook & Co am mehr oder weniger attraktiven Ergebnis teilhaben. Spätestens seit der Oscar-Verleihung weiß dank Ellen DeGeneres ausnahmslos jeder: Selfies sind ein Must. Das Foto, das die Moderatorin von sich samt einer illustren Riege von Stars aufnahm und twitterte, bringt es mittlerweile auf fast 3,5 Millionen Retweets und gefühlt fast ebenso viele Presseberichte. Das ist aber noch gar nichts. Seit ein paar Tagen wissen wir: Die Internet-tauglichen Ego-Shootings zeigen nicht nur schöne Menschen bei schönen Events, sondern Jedermann und Jedefrau in jeder Situation, in der ein Smartphone greifbar ist. Auch beim Sex. Mit Abscheu und Empörung kupfern wir heute folgende Meldung: 71 Prozent der britischen Männer und 69 Prozent der britischen Frauen haben schon Sex-Selfies in sozialen Medien verbreitet. Das sind Pi mal Daumen mal Einwohnerzahl bei Wikipedia 44 Millionen Briten in Aktion. Die Nachricht, dass zwei Drittel der Insulaner Porno-Selbstdarsteller sind, hat sich dank diverser Medien im Netz ebenso schnell verbreitet wie die angebliche Anzahl der Sex-Selfies. Kleiner Schönheitsfehler: Sie stimmt nicht. Es handelt sich nämlich mitnichten um eine repräsentative Studie, sondern nur um eine Befragung unter den Mitgliedern der beliebten Seitensprung-Agentur AshleyMadison. Der verdanken wir zumindest eine Erkenntnis: Wer im Netz diskrete Sexabenteuer sucht, der postet auch mal ein Sex-Selfie. Und das ist kein Aprilscherz!