Gucken kostet nichts…

…eigentlich. In Australien aber verlangt eine resolute Einzelhändlerin jetzt fünf Dollar von Leuten, die sich in ihrem Laden für glutenfreie Lebensmittel nur umschauen wollen, berichtet die Brisbane Times. Der Grund für die drastische Maßnahme: Immer mehr Konsumenten sehen sich im Einzelhandel Produkte lediglich an und lassen sich beraten, kaufen dann aber online. Neudeutsch nennt man diesen Trend „Showrooming“. Unter Händlern heißt er schlicht „Beratungsklau“.

Keine neues Problem, aber eines, das sich durch die mobile Kommunikation rasant verschärft. Weltweit „showroomt“ bereits ein Drittel aller Menschen, 21 Prozent benutzen dabei direkt im Geschäft ihr Handy, um Tests und Empfehlungen zu finden oder Preise zu vergleichen. Unter jungen, technikaffinen Verbrauchern ist der Anteil sogar noch etwas höher. Ein echtes Problem für den Einzelhandel. Der QR-Code der Jeans von „Don’t believe the Hype“ in unserem Foto löst das Problem elegant: Wer den Code scannt, kann sich mit der Marke auf Facebook befreunden, nicht aber den Preis vergleichen.

bt_2013_0905_Chart
©TNS Mobile Life

Die zwei wichtigsten Gründe fürs „Showroomen“: sehen, ob der Preis stimmt, und prüfen, ob sich die Ware eignet. So weit Ergebnisse aus der Studie Mobile Life, für die das Marktforschungsunternehmen TNS 38.000 Menschen in 42 Ländern befragt hat.

Was tun gegen den Beratungsklau? Auf diese Frage haben die TNS-Forscher eine andere Antwort parat als die australische Ladenbesitzerin: Der Einzelhandel sollte alles anbieten, was dem Verbraucher Zeit, Geld oder Unsicherheit erspart. Apps, mobile Coupons und schlicht die gute persönliche Beratung würden dem Verbraucher den nötigen „Schubs zur Kasse“ geben.

Doch wie kann man gerade der jungen Zielgruppe den Einkauf im Laden wieder schmackhafter machen? Einfallsreichtum am PoS ist gefragt. Einige Beispiele: In Kalifornien macht Hointer Shopping für Männer attraktiver: Die Jeans gefällt? Einfach QR-Code scannen, die richtige Größe eingeben, und die passende Hose wird direkt in die Umkleidekabine geliefert. Bezahlt wir beim „Check-out“ per Handy. Der dänische Schokoladenhersteller Anthon Berg belohnte in seinem Generous Store mit Schokolade eine gute Tat. Diese musste man bei der kurzzeitigen Marketingaktion direkt im Geschäft seinen Freunden per Facebook-Beitrag versprechen (Beispiel: „Ich werde eine Woche lang die Fahrweise meiner Freundin nicht kommentieren“). In spanischen Diesel-Stores können Kunden mithilfe der „Diesel-Cam“ ihren Freunden zeigen, was sie anprobieren. Die sollen das Outfit dann bewerten und so Shopping-Berater spielen. C&A zeigt in Brasilien an Kleiderbügeln die Anzahl von „Likes“, die ein Kleidungsstück im Netz erhalten hat, und erste Flagship-Stores bieten die Möglichkeit, dort „einzuchecken“ – damit Friends und Follower wissen, bei welchen angesagten Marken man gerade auf Shopping-Tour ist. Alles sicher besser, als ein Schild aufzustellen: „Umsehen kostet fünf Dollar, die beim Kauf verrechnet werden.“

 

 

 

Ähnliche Beiträge